Quelle Beitragsbild: Scott Ritter Ron Paul Institute, s.u.: Screenshot der Rede auf Youtube
Scott Ritter, ein ehemaliger US-Geheimdienstoffizier und UN-Waffeninspektor im Irak, hielt bereits im Juni 2022 eine Rede vor dem Ron Paul Institute for Peace and Prosperity in Houston. Dabei stellte er die These auf, dass das Ego des US-Präsidenten Schecks im Namen seines Landes ausstellt, welche das Land nicht einlösen kann.
Er zeichnet dabei nicht nur die Naivität der amerikanischen Bevölkerung nach, sondern auch die grobe Fahrlässigkeit, mit welcher die Politiker zu Werke gehen: riskieren sie doch zum einen aufgrund akuter Vernachlässigung der militärischen Kampfkraft eine klare Niederlage auf dem Gefechtsfeld, zum anderen einen direkten Weg ins nukleare Inferno. Und diese These hat 7 Monate später nichts von ihrer Dringlichkeit verloren, eskaliert der Westen doch die Lage mit immer weiteren, qualitativ höheren Waffenlieferungen.
Dieses Video zielte auf die US-Bevölkerung und Politiker ab, man kann es aber auch 1:1 auf europäische und deutsche Politiker, Experten und Meinungsmacher anwenden. Aktuellstes Beispiel dazu ist die Sendung von Anne Will vom 29. Januar 2023, in der man nicht das Zündeln mit dem Feuer erkennt, sondern einzig wie in den letzten Monaten in allen politischen Debatten nur einen Wettlauf sieht, wer dem Ukrainer schneller etwas liefert. Scholz als Prügelknabe für die anderen Parteien und die Medien, welche in nahezu kindlicher Ignoranz verkennen, wie sie unser Land geradewegs in einen Krieg mit einer Atommacht verstricken. Unsere Waffen werden am Ausgang des Konflikts nichts ändern, aber sie werden den Blutzoll Russlands erhöhen, und vor allem das ist es, was uns in den Krieg direkt einbeziehen wird.
In einer netten Analogie zitiert Ritter, der hier aus rein amerikanischer Sicht die Lage anspricht, zunächst eine Zeile aus dem Hollywood-Reißer „Top Gun“, als sich der kommandierende Offizier den Draufgänger Maverick zur Brust nimmt und meint (1.45 min):
Son, your ego is writing checks your body can‘t cash!
Mein Sohn, dein Ego stellt Schecks aus, die dein Körper nicht einlösen kann!
Ritter gab damals schon Biden – der so wie viele unserer gegenwärtigen Politiker niemals im Militär war – den Ratschlag, sich nicht wie Maverick zu fühlen und zu handeln, denn die Realitäten sehen gänzlich anders aus. Während Olaf Scholz noch meint, wir stehen an einer „Zeitenwende“, sagt Ritter ganz klar: wir reden hier nicht über eine Transformation der geopolitischen Geschichte Europas (3.00 min):
If this thing goes south, we don‘t wake up tomorrow!
Wenn das Ding daneben geht, werden wir morgen nicht mehr aufwachen!
Im Folgenden eine Übertragung der wichtigsten Punkte dieses Videos ins Deutsche, mit freundlicher Genehmigung des Sprechers:
Die gegenwärtigen Regierungen und Menschen haben einfach die Lektionen aus den 80gern des letzten Jahrhunderts verlernt: Thermonuklearer Krieg ist eine Realität. Und diese Realität kann das Ende der Menschheit bedeuten, jeglicher Menschheit.
Nicht für alle im selben Augenblick. Jene, die augenblicklich im nuklearen Feuer verdampfen, haben dann wohl Glück, denn für den Rest bedeutet es Hunger und Strahlentod. Das wird in keinem Fall angenehm, aber immer final, für jeden.
Man muss diese Situation ernst nehmen, richtig ernst. Man kann sich über Biden lustig machen, doch er ist der oberste Befehlshaber der US-Truppen, der die USA in Europa in Dinge verwickelt hat, die sehr bedenklich sind. Seine Aufgabe ist es eigentlich, die Verfassung der Vereinigten Staaten gegen alle Feinde zuhause und im Ausland zu verteidigen – einen Schwur, den er wie viele andere abgelegt hat. Und nun hat er die USA in Europa in Dinge verwickelt, die wirklich sehr bedenklich sind.
Es gibt da die NATO, gegründet 1949 zu Beginn des Kalten Krieges als – nach außen hin – Defensivbündnis. Der Auftrag war, Westeuropa vor jeder möglichen Aggression der Sowjetunion und anderer osteuropäischer Staaten zu beschützen. Man dachte und propagierte, die Sowjetunion wolle den Rest Europas überrennen, selbst wenn das niemals der Realität entsprach. Die NATO basierte stets auf dieser falschen Annahme. Ungeachtet dessen war die NATO für Jahrzehnte Dreh- und Angelpunkt für Amerikas Engagement in Europa.
Zu Beginn der 90ger Jahre verschwand die Sowjetunion von der Bildfläche und damit auch jegliche Notwendigkeit, dass die NATO weiter gebraucht wurde. Der vermeintliche Gegner war weg, die NATO wurde nicht mehr gebraucht, doch anstelle sie aufzulösen, wurde seitens der USA sogar die Erweiterung gefördert. Und die Aufgabe wurde – wenngleich nicht öffentlich – umdefiniert: von einer Organisation, die auf die Verteidigung Westeuropas ausgelegt war, wurde sie zu einem Instrument um Europäische und Transatlantische Macht auf den gesamten Globus auszuweiten. Aus dem Defensivbündnis wurde eine offensive, auf Regimewechsel im Ausland ausgelegte Allianz. Man muss sich nur das Eingreifen der NATO erinnern und nach Jugoslawien (Kosovo / Serbien) und den Kosovokonflikt schauen, auf Libyen, Afghanistan, den Irak. Die NATO wurde zum Problem.
Was ist die NATO? Wir nennen es eine Militärallianz. In den 70ger und 80ger Jahren war die NATO ein wirkliches Bündnis von militärischen Kräften. Die USA hatten zu diesem Zeitpunkt gut 300.000 Militärangehörige in Europa stationiert. Eine der besten Streitkräfte, die die Welt jemals sah. Eine Truppe, die durchaus in der Lage dazu war, einen großangelegten Bodenkrieg in Europa zu führen. Zu führen und zu gewinnen, denn sie waren gut ausgerüstet, organisiert und trainiert. Ritter meint, da er einer von ihnen war, weiß er wovon er spricht, sagt aber zugleich, dass man zum Glück nie herausgefunden hat, ob diese These stimmt. Weiterlesen ›