ARD und ZDF: Kultur fördern heißt auch senden!

Während ARD und ZDF seit Jahrzehnten stolz darauf verweisen, die größten Förderer des deutschen Films zu sein, zeigt ein Blick ins Programm ein anderes Bild. Viele Kinoproduktionen, die mit Millionenbeträgen aus Beitragsgeldern realisiert werden, verschwinden später im Nachtprogramm.

Die öffentlich-rechtlichen Sender rühmen sich seit Jahrzehnten als wichtigste Stütze des deutschen Films. ARD und ZDF investieren jedes Jahr Millionenbeträge in Produktionen, ohne deren Unterstützung viele Werke niemals gedreht würden. Doch bei aller berechtigten Anerkennung für diese Rolle zeigt sich ein eklatantes Missverhältnis: Die Free-TV-Premieren dieser Filme landen regelmäßig tief in der Nacht – weit entfernt von der Sendezeit, in der man kulturell relevante Werke auch tatsächlich einem größeren Publikum präsentieren könnte. Für die Hauptsendezeit wird zusätzlich Material produziert, das dann für hohe Reichweiten sorgen soll. […]

Diese Zahlen belegen eindrücklich: Wer seine Filme nach Mitternacht zeigt, entzieht ihnen jede Chance auf Sichtbarkeit. Denn während Krimireihen wie «Tatort», «Polizeiruf 110» oder die ARD-Donnerstagskrimis regelmäßig in der Primetime platziert werden und dort millionenschwere Marketingkampagnen erhalten, behandelt man Kinoproduktionen wie unliebsame Pflichtaufgaben. Der symbolische Wert des 20:15-Slots darf dabei nicht unterschätzt werden. Was dort läuft, ist automatisch Thema in Medien und Gesellschaft. […]

Umso widersprüchlicher wirkt es, wenn gleichzeitig Kulturstaatsminister Wolfram Weimer jüngst eine Erhöhung der Filmförderung ins Spiel brachte. Noch mehr Geld, obwohl die bereits geförderten Filme in der Regel nicht einmal eine faire Chance im linearen Programm erhalten? […]

Auf der einen Seite finanzieren die Anstalten Filme für die große Leinwand, die anschließend im Nachtprogramm versendet werden. Auf der anderen Seite geben sie noch einmal riesige Summen für 20:15-Uhr-Produktionen aus. Das Resultat ist eine Überproduktion, die sich in endlosen Krimireihen und einer fast unsichtbaren Kinokultur äußert. […]

Die Lösung läge eigentlich auf der Hand: Statt die Filmförderung weiter aufzublähen, sollte man die geförderten Produktionen selbstbewusst ins Zentrum rücken. Ein fester Sendeplatz für Kinopremieren zur besten Sendezeit – etwa einmal im Monat – wäre ein klares Signal. Selbst wenn die Quoten hinter den Krimi-Erfolgen zurückbleiben, würden die Filme endlich jene Aufmerksamkeit erhalten, die ihnen gebührt. Schließlich geht es bei öffentlich-rechtlichen Sendern nicht allein um Reichweiten, sondern um kulturelle Vielfalt und den Auftrag, die deutsche Filmkunst sichtbar zu machen.

https://www.quotenmeter.de/n/164112/kultur-foerdern-heisst-auch-senden