Die Dramatisierungsmaschine: Deutschlands Medien im Alarmmodus

Russisches Routinemanöver oder ein Angriff auf Nato-Gebiet? Suggestivfragen im Deutschlandfunk, Kriegsgeheul und mediale Eskalation.

Konsequent sprach Deutschlandfunk-Moderator Heinemann davon, Russland oder Putin habe „Polen mit Drohnen beschossen“. Das klingt halt einfach besser, also dramatischer, als die Tatsachen: 19 Drohnen waren in der Nacht auf Mittwoch – inmitten einer russischen Angriffswelle in der Ukraine – in den polnischen Luftraum eingedrungen.

Diese Drohnen waren nicht bewaffnet, sie waren vom Radar erfasst worden und wurden absichtlich nur zum Teil und verspätet abgeschossen. Höchstwahrscheinlich war der Einflug eine geplante Provokation oder ein Test der Nato durch die Russen. Die Nato hatte sich abwehrbereit gezeigt, der Test war für beide Seiten geglückt.

Zum zweiten Anlass für Kriegsgeheul und mediale Eskalation wird nun das an diesem Freitag beginnende russische Manöver „Sapad“ („Westen“). Es findet auf weißrussischem Gebiet statt, in Grenznähe zu Polen sowie dem Baltikum. Die Übung soll einen Angriff auf Russland simulieren.

In deutschen Medien wie dem Deutschlandfunk, der linksalternativen taz wie der konservativen FAZ wurden nun der Flug und das Manöver zum „Angriff auf Polen“ oder zur „Aufrüstung gegen die Nato“ und zum Teil eines „stillen Kriegs“ (Deutschlandfunk) Russlands gegen die Demokratie hochgejazzt.

Kein Beitrag im DLF enthielt den Hinweis darauf, dass westliche Militärberater wie üblich zum Manöver eingeladen worden seien, die Deutschen aber darauf verzichtet hatten.

https://www.telepolis.de/features/Die-Dramatisierungsmaschine-Deutschlands-Medien-im-Alarmmodus-10643484.html

Seit Langem ist es üblich, zu militärischen Großübungen Beobachter aus dem Ausland einzuladen. Dieser Tradition folgte Belarus auch für das Manöver „Sapad 2025“. Die Bundesregierung entsendet niemanden und nennt Gründe.

https://www.tagesschau.de/ausland/militaermanoever-beobachter-sapad-osze-100.html