Flachjournalismus für Faktenchecks – Hatte die ARD bisher keine gemeinsamen Standards für Faktenchecks?
Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten wollen den Faktencheck ausbauen, werden aber der täglichen Desinformation in ARD und ZDF nicht Herr. Geht es um Fakten oder um Meinung? […] Im öffentlich-rechtlichen Bereich gibt es aber nicht nur den Faktenfinder von „ARD-aktuell“. Da tummeln sich auch noch die Faktenfüchse des Bayerischen Rundfunks, der Faktencheck des SWR, die „FakeChecker“ des umstrittenen Content-Netzwerks Funk und die Maischberger-Faktenchecker. […]
Am 24. Juni 2025 gab die ARD-Pressestelle bekannt, dass ein neues, senderübergreifendes Faktencheck-Netzwerk unter Federführung des Norddeutschen Rundfunks seine Arbeit aufnehmen werde.
Leiter der „AG Faktencheck“ ist der Programmdirektor NDR-Fernsehen, Frank Beckmann. Er kann auf eine etwas unrühmliche Vergangenheit beim Kinderkanal in Erfurt zurückblicken. In der Rundfunkratssitzung am 27. Juni 2025 schilderte er als wichtige Aufgabe: „Begriffsklärung: Also, was ist genau ein Faktencheck?“. Und die ARD-Hierarchien betonten in einer Pressemitteilung, Ziel des neuen Faktencheck-Netzwerks sei, „gemeinsame Standards für faktenbasierte Recherchen zu etablieren“. […]
Bisher hatte die ARD also keine gemeinsamen Standards für die faktenbasierte Recherche?
So hätten sie etwa durch einfachste Recherchen verhindern können, dass sich die „Tagesschau“ am 1. September 2025 massiv blamierte. Die Nachrichtenredaktion hatte nämlich berichtet, dass der Jet von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auf dem Weg nach Bulgarien Ziel einer GPS-Attacke geworden sei. Deshalb sei der Flieger eine Stunde länger als geplant in der Luft geblieben. Der Pilot habe „mithilfe analoger Karten“ landen müssen. Bulgarien vermute eine Attacke Russlands dahinter.
Die Geschichte stimmt so nicht. Die Flugzeitverspätung betrug knapp zehn Minuten. Eine nachhaltige GPS-Störung wurde nicht verifiziert. Der Dienst Flightradar24 legte eine Auswertung vor, der zufolge das GPS-Signal im üblichen Maße empfangen worden sei.
Ob es Aussetzer bei der Anzeige im Cockpit gab, konnte bisher nicht geklärt werden. Der Pilot musste auch nicht nach analogen Karten landen. In Europa gibt es dafür Landeanflugsysteme. Und auch während des Fluges weisen Funkfeuer am Boden den Flugzeugen sicher den Weg.