Nach ÖRR-Kritik im NRW-Landtag – „Das ZDF hat mich beruflich kaltgestellt“

Wegen seiner öffentlichen Kritik am ÖRR erlebt der ZDF-Journalist Andreas Halbach in der Redaktion ein Tribunal, erzählt er exklusiv im Cicero-Interview. Die Chefs vom Dienst verweigern nun die Zusammenarbeit – womöglich auf Anweisung von oben.

Andreas Halbach arbeitet seit mehr als 20 Jahren als Journalist für die investigative ZDF-Sendung Frontal und sorgte im September 2025 für Aufsehen, als er vor dem Medienausschuss des Landtags NRW als Sachverständiger auftrat. Er kritisierte die Strukturen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks scharf, berichtete von Unterdrückung interner Kritik und forderte verbindliche Regelungen zur „inneren Rundfunkfreiheit“. Halbachs Aussagen lösten eine breite Debatte über Transparenz und Reformbedarf beim ZDF aus, während der Sender die Vorwürfe zurückwies.

Herr Halbach, Sie arbeiten seit über 20 Jahren als investigativer Journalist für die ZDF-Sendung Frontal. Vor wenigen Wochen haben Sie im Landtag NRW offen Missstände im öffentlich-rechtlichen Rundfunk angeprangert. Sie haben von „Einschüchterungsversuchen“ im ZDF gesprochen und verglichen die Stellung des Intendanten mit den Strukturen in der katholischen Kirche. Haben Sie keine Angst vor Sanktionen?

Ehrlich gesagt, leider doch. In zwanzig Jahren habe ich über 300 Beiträge für ZDF Frontal gemacht – ich gehöre damit zu den produktivsten Investigativreportern des Senders. Nach meiner Kritik im NRW-Landtag weigern sich nun allerdings mehrere „Chefs vom Dienst“, mit mir zusammenzuarbeiten. Deshalb ist eine aktuelle Recherche von mir „on hold“ gesetzt worden, die schon mehrere tausend Euro gekostet hat. So bin ich beruflich faktisch kaltgestellt.

Sie stehen also weiter in einem Vertragsverhältnis, können aber nicht arbeiten, weil die CvDs die Zusammenarbeit verweigern?

Ja, genau so ist es. Drei oder vier CvD-Kollegen entscheiden faktisch darüber, dass ich mein Grundrecht auf freie Berufsausübung nach Artikel 12 und freie Meinungsäußerung nach Artikel 5 des Grundgesetzes derzeit nicht wahrnehmen kann. Ich frage mich, wer das im Haus angeordnet hat. Auch der NRW-Landtagspräsident sollte sich Gedanken machen: Wenn Sachverständige nach einer parlamentarischen Anhörung für ihre Kritik von einer öffentlich-rechtlichen Institution sanktioniert werden, wer wird künftig noch bereit sein, seine Praxiserfahrung in ein Gesetzgebungsverfahren einzubringen?

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