Nanny-Journalismus – ARD startet senderübergreifendes Faktencheck-Netzwerk

Die ARD erweitert ihre Kapazitäten gegen Desinformation: Unter der Federführung des Norddeutschen Rundfunks (NDR) nimmt ein neues, senderübergreifendes Faktencheck-Netzwerk seine Arbeit auf. Das Netzwerk vereint Redaktionen von „tagesschau“, aus den ARD-Landesrundfunkanstalten, Deutsche Welle sowie Deutschlandradio. Dafür wurden Factchecking-Teams der Sender personell verstärkt und mehr Zusammenarbeit unter den Sendern vereinbart. Ziel ist es, Kompetenzen zu bündeln, Ressourcen gezielt einzusetzen und gemeinsame Standards für faktenbasierte Recherchen zu etablieren.

„Mit dem neuen Netzwerk setzen wir ein klares Zeichen für journalistische Verlässlichkeit – und für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk als vertrauenswürdige Quelle in digitalen Zeiten,“ sagt Frank Beckmann, Programmdirektor des NDR und Leiter der AG Faktencheck im Auftrag der ARD. „Mit diesem Schritt unterstreichen die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten ihren Anspruch, journalistische Qualität zu sichern, Orientierung zu bieten – und so zum gesellschaftlichen Zusammenhalt beizutragen.“

Vorgesehen ist u.a. bei besonderen Programmereignissen wie Wahlen senderübergreifende Factchecking-Teams zur Verfügung zu stellen. Dabei sollen auch moderne technische Lösungen zum Einsatz kommen, um Falschinformationen und KI-generierte Fake-Inhalte schneller zu erkennen, zu überprüft und zu widerlegen – insbesondere auf Social-Media-Plattformen. Das neue Faktencheck-Netzwerk soll zudem die Sichtbarkeit geprüfter Inhalte erhöhen.

Anlass für die neue Struktur war unter anderem die Ankündigung von Meta-CEO Mark Zuckerberg, die Zusammenarbeit mit unabhängigen Faktenprüfern in den USA zu beenden.

https://www.presseportal.de/pm/29876/6061678

Hinweis  I: So vertritt der Medienrechts-Experte Matthias Cornils die Ansicht, dass Desinformation nach dem aktuellen Stand sozialwissenschaftlicher Forschung kaum messbare Auswirkungen habe. Man dürfe die menschliche Reflexionsfähigkeit nicht unterschätzen und Fakes keine allzu große Bedeutung beimessen, warnt Cornils.

https://medien-meinungen.de/2025/06/fact-checking-in-the-eu-teil-1/

Hinweis  II: Vertrauenswürdige Medien geben Desinformationsnarrativen erst ihre Aufmerksamkeit

In der Gesamtbetrachtung machen nicht-vertrauenswürdige Medien (gemessen nach NewsGuard-Score) lediglich einen Anteil von 0,39 Prozent der Gesamtreichweite der Desinformationsnarrative aus. Insgesamt 90 Prozent der Reichweite wird hingegen durch Beiträge in vertrauenswürdigen Medien erzielt. …. Die sozialen und nicht-vertrauenswürdigen Medien generieren Narrativideen und referenzieren sich gegenseitig. Einige davon werden von Lesern aufgegriffen und weiter verbreitet. Die somit erlangte Popularität führt dazu, dass vertrauenswürdige Medien diese Narrative aufgreifen und durch Faktenchecks widerlegen und über Hintergründe aufklären, damit aber auch für rund 90 Prozent der Gesamtreichweite sorgen. Dies zeigt ein Dilemma der vertrauenswürdigen Medien – wenn sie die Narrative aufgreifen und richtigstellen, sorgen sie gleichzeitig für eine enorme Verbreitung. Wenn sie diese jedoch ignorieren, fehlt die nötige Aufklärung.

https://www.pressrelations.com/de/medienanalyse/desinformation