ZDF: „Wir bauen kein öffentlich-rechtliches Twitter“
In Vorbereitung auf den voraussichtlich zum 1. Dezember 2025 in Kraft tretenden Rundfunkreformstaatsvertrag hatte der Fernsehrat im weiteren Sitzungsverlauf über Anpassungen in der ZDF-Satzung beraten. Gerda Hasselfeldt sagte dazu: „Wir müssen uns vorbereiten auf die Situation, dass er am 1. Dezember in Kraft tritt“. Ziel sei es, sich heute darüber zu verständigen, wie man als Gremium mit einem guten Zeitplan damit umgehe, und welche Auswirkungen der neue Staatsvertrag auf die Strukturen des ZDF und seine Organe habe. Der Fernsehrat verständigte sich darauf, im September die Diskussion über die Satzungsänderungen weiterzuführen und in der Dezembersitzung weitere Beschlüsse abzustimmen.
Mit Blick auf die vorherigen Diskussionen um Netzwerke und Plattformen diskutierte der Fernsehrat auch über die Automatisierung und Personalisierung des Streaming-Portals, welches weiter durchgehend ein „Herzensthema“ des Ausschusses für Finanzen, Innovation und Digitalisierung bleibe. Es wurde hervorgehoben, wie gelungen und transparent die Seite algorithmen.zdf.de umgesetzt wurde. Hier werde klar und verständlich erläutert, wie das Empfehlungssystem wirklich funktioniert
https://www.zdf.de/unternehmen/organisation/gremien/fernsehrat/newsletter-rueckblick-102.html
ZDF-Digitalchef Robert Amlung beteuert: „Wir bauen kein öffentlich-rechtliches Twitter“
Wenn das ZDF bislang mit seinem Publikum in Kontakt treten wollte, war man auf große Online-Plattformen wie Facebook und Instagram angewiesen. Robert Amlung ist beim Mainzer Sender für ein Projekt verantwortlich, das daran etwas ändern soll. Im Interview mit KNA-Autorin Esther Menhard verrät er, was es mit dem Projekt ZDFspaces auf sich hat, welche Zielgruppe man erreichen will und inwiefern KI zum Einsatz kommt.
Einschränkungen des Dialogs durch den MStV
Wir haben natürlich überlegt, ob wir Nutzern die Möglichkeit geben, dass sie selbst ein Gesprächsthema aufsetzen können. Dabei gibt es allerdings zwei Probleme. Das eine ist, dass wir dafür keine Beauftragung im Medienstaatsvertrag haben. Da steht drin, dass alles, was wir tun, redaktionell veranlasst sein muss. Deswegen müssen wir immer über die Redaktionen gehen. Das zweite Problem ist der zusätzliche Aufwand. Wenn man Nutzerinnen und Nutzern einfach eine freie Fläche für Diskussionen gibt, wären wir nach dem Digital Services Act der EU verantwortlich dafür, dass das alles halbwegs zivil abläuft. Wenn also Leute zu Straftaten aufrufen, müssten wir mit der Moderation schnell sein und die Beiträge löschen. Dafür dürften wir aber keine Rundfunkbeitragsgelder verwenden, weil es ja nicht im Staatsvertrag steht. […]
Seit April liegt ein Gutachten zum Digital Public Value des ZDF vor. Das hat der Verwaltungsrat des ZDF beauftragt. Darin beschreiben die zwei Gutachterinnen drei Entwicklungsschritte, mit denen Nutzer einen solchen Public Space wie ZDFspaces zu einer eigenständigen Plattform machen könnten. Auch Fragen zur Finanzierung und inwiefern der Staatsvertrag bezüglich der Beauftragung angepasst werden müsste, spricht das Gutachten an.
