Wie „Made for Germany“ teilnehmenden Firmen Kommunikationshilfe gibt
Wie kam es zur Initiative „Made for Germany“, die sich dem Kanzler präsentierte? Wer sich umhört, bekommt Einblicke in ein eng gewobenes Netz der Macht. Selbst beteiligte Unternehmen äußern Kritik, aber nur hinter vorgehaltener Hand.
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Wie „Made for Germany“ teilnehmenden Firmen Kommunikationshilfe gibt.
Ein Großteil der Investitionen in Deutschland, die die Initiative Made for Germany am Montag im Kanzleramt vorgestellt hat, war schon vorher geplant, schreibt Michael Bröcker im „Berlin Briefing“ von Table.Media. Ihm liegt der Kommunikationsfahrplan der PR-Agentur FGS Global von Initiator Alexander Geiser vor. Auf 32 Seiten liefert das Papier, das als „Streng vertraulich“ markiert ist, auf Deutsch und Englisch „Kernbotschaften“, „Leuchtturmprojekte“, „Sprachregelungen“ und Textvorschläge für Social-Media-Posts. Zur erwarteten Frage, ob die 631 Mrd Euro an versprochenen Investitionen nicht eh schon eingeplant waren, kommt die Argumentationshilfe: „Ein dreistelliger Milliardenbetrag und damit ein signifikanter Anteil der Gesamtsumme entfällt auf Neuinvestitionen.“ Zur Frage, ob die Aktion, kurz „M4G“ genannt, nicht letztlich nur ein „PR-Stunt“ sei, heißt es im Papier: „Nein, M4G ist an konkrete Investitionen und messbare Ziele gebunden. Die Wirkung der Initiative wird an den Ergebnissen gemessen.“ Klar wird auch: Springer-Chef Mathias Döpfner ist nicht nur Mitinitiator: „Axel Springer ist Medienpartner der Initiative“, heißt es im Papier. Laut „Süddeutscher Zeitung“ haben sowohl Döpfner, als auch Geiser sowie die zwei weiteren Initiatoren, Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing und Siemens-Boss Roland Busch, „viel herumtelefoniert“ und „ihre Netzwerke aktiviert“. Bei einem Konzern lief der Kontakt nach „SZ“-Informationen gleich mehrgleisig: Döpfner persönlich soll den obersten Chef angesprochen haben, den er kenne, weil „sie auch privat teils in die gleichen Firmen investiert“ seien. Zusätzlich kontaktierte FGS die Politikabteilung des Unternehmens, eine weitere Anfrage landete in einem Büro im europäischen Ausland.
Die Frage, die sich stellt: Kommt hier gerade eine Art „Deutschland AG“ zurück? Dieses alte Netz der Strippenzieher also, gebaut auf lange Bekanntschaften und lukrative gemeinsame Geschäfte, gefestigt durch wechselseitige Aufsichtsratsmandate und Kapitalbeteiligungen, protegiert von der Politik. Kurzum: Wer lässt sich hier von wem und wie instrumentalisieren? […]
Hat sich Merz für eine Show der Konzerne einspannen lassen, kontrolliert von einem Kommunikationsprofi? Denn würde Merz anrufen, würden die Konzerne ja auch so kommen. […] Wie ganz genau die Summe von 631 Milliarden Euro zusammengekommen ist und wie sie sich zusammensetzt, ist allerdings unklar. […] Es heißt aber oft auch: Wer nicht im Telefonbuch von Sewing, Busch, Döpfner und Geiser steht, hat Pech gehabt.
Auf SZ-Anfrage lassen viele Unternehmen mitteilen, dass der Kontakt zur Initiative über den Deutsche-Bank-Chef zustande kam. „Die Kommandozentrale war offenbar in Frankfurt“, sagt ein Beteiligter, also im Büro Sewing […]
Repräsentativ sei die Runde im Kanzleramt ohnehin nicht gewesen, betont die Stiftung Familienunternehmen. „Die wahren Kräfteverhältnisse in der deutschen Wirtschaft sind umgekehrt: 90 Prozent aller Unternehmen in Deutschland sind Familienunternehmen, sie stellen 60 Prozent der Arbeitsplätze in Deutschland“, sagt Vorstand Rainer Kirchdörfer. […]
Keiner von ihnen soll darüber reden, wer wie viel der „M4G“-Summe investiert, darüber sei Vertraulichkeit vereinbart worden, heißt es. In Wahrheit seien die Investitionspläne für die nächsten Jahre aber ohnehin längst fertig, heißt es aus einem Konzern, „und da ändert auch kein Herr Geiser etwas daran“.
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