ARD und ZDF: Was sie geben und was sie nehmen
Rund 9.02 Milliarden Euro nehmen die öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF jährlich über die Haushaltsabgabe ein. Jeder Haushalt ist bekanntlich gesetzlich verpflichtet, diese Abgabe zu leisten, unabhängig davon, ob sie/er das Programmangebot nutzt oder nicht. Wenn es nun im Rahmen der Einführung eines neuen Filmfördermodells geht, dann möchten die Sender nicht gesetzlich zur dritten Säule der Reform, der Investitionsverpflichtung, gezwungen werden. Sie halten ihr monetäres Investment für Kinoproduktionen für ausreichend: „Das ZDF versteht sich zudem als verlässlicher Partner der Filmförderungsanstalt des Bundes, FFA und wird sich im Rahmen der Branchenanhörung zur FFG-Novellierung konstruktiv einbringen. Aktuell leistet das ZDF zusätzlich zur gesetzlichen Filmabgabe freiwillige Leistungen an die FFA und beteiligt sich darüber hinaus finanziell an der regionalen Filmförderung. Daneben ist der Sender Koproduktionspartner zahlreicher Kinofilme“, heißt es in der Stellungnahme zur Investitionsverpflichtung.
ARD und ZDF führen gern ins Feld, was sie geben, erwähnen jedoch nicht, was sie über die Haushaltsabgabe hinaus noch einnehmen. Zur Wahrheit gehört, dass sich der ÖRR zum einen aus den Länderförderungen seit Jahren Millionen für TV-Produktionen zurückholt, zum anderen seit 2016 vom German Motion Picture Fund für Serien (GMPF 1) in erheblichem Maße profitiert. Zusätzlich zur Haushaltsabgabe flossen seit Gründung des GMPF 56.2 Mio. Euro an ARD und ZDF für die Produktion von Serien, also durchschnittlich jährlich rund 8.0 Mio. Euro.
Die Streaming-Plattform Netflix erhielt 59.2 Mio. Euro an Steuermitteln. An die privaten Fernsehveranstalter (Sky und RTL+ gingen zusammen 42.2 Mio. Euro. Auf Amazon entfallen 38.4 Mio. Euro. […]
Im Jahr 2023 betrugen die Bareinzahlungen von ARD und ZDF in die FFA für den Kinofilm lt. Geschäftsbericht 7.9 Mio. Euro. Zusätzlich stellten die öffentlich-rechtlichen Sender Medialeistungen für Kinofilme in Form von Sendezeit für TV-Spots in Höhe von rund 2.3 Mio. Euro zur Verfügung. Die privaten Fernsehanbieter erbrachten im Jahr 2023
Barleistungen in Höhe von rund 5.2 Mio. Euro.
Der Filmabgabe der öffentlich-rechtlichen Sender von 7.9 Mio. Euro pro Jahr stehen demnach Einnahmen über den GMPF in Höhe von rund 8.0 Mio. Euro gegenüber. Was an Barleistungen in die FFA eingezahlt wird, holen sich ARD und ZDF über Produktionsgelder aus Steuermitteln wieder zurück.
Quelle: Ellen Wietstock, black box 322, September/Oktober 2024