Die erstaunliche Personalpolitik des öffentlich-rechtlichen Senders rbb
Noch vor wenigen Tagen meinten RBB-Journalisten, der Rücktritt des Chefredakteurs wäre „nicht nötig gewesen“.
„RBB-Journalisten kritisieren Rücktritt ihres Chefredakteurs“, titelt gestern unter anderem die „FAZ“. In einem Schreiben äußert die erweiterte Chefredaktion des Senders ihr „großes Bedauern“. Der Rücktritt sei aus ihrer Sicht „nicht nötig gewesen“. […] Die erweiterte Chefredaktion sorgte sich darum, dass der Sender in der Dauerkrise durch die Führungswechsel nicht gerade stabiler wird. (…) Das Signal, das die Chefredaktion sendet, ist trotzdem fatal. Denn einen Rücktritt nach einem handfesten Medienskandal als „nicht nötig“ zu bezeichnen, kommuniziert nicht gerade überdurchschnittliches Problembewusstsein. https://www.mdr.de/altpapier/das-altpapier-4086.html
Nun die Wende: Sanfte Landung nach dem Gelbhaar-Skandal: Zurückgetretener Chefredakteur erhält Top-Position.
Zu klären wäre, ob und welche Fehler er begangen hat. Der Rücktritt, mit dem er politische Verantwortung übernimmt, legt zumindest nahe, dass seine Rolle im Geschehen derart war, dass ein Schritt mit dieser Tragweite nötig wurde. Warum sonst wäre er zurückgetreten. Wie ist aber nun zu bewerten, dass Biesinger ein neuer, offenbar adäquater Posten angeboten wird? […]
Der Sender müsste es wissen. Warum stellt er einen neuen Posten zur Verfügung, bevor die Sache öffentlich aufgeklärt ist? Sehen der Sender und Biesinger die Sache jetzt anders? Das wüsste man gerne. Die Öffentlichkeit erfährt aber nichts davon. An dieser Stelle wäre der neue rbb-Rundfunkrat gefragt. Bei der ersten Sitzung (hier ab 18:05) gab es nichts Neues zum Gelbhaar-Bericht für die Öffentlichkeit. Man könne noch nichts offenlegen, wie es heißt. Also abwarten bis zur nächsten Sitzung. Wird da Hitze rausgenommen?
Beim inzwischen als „Causa“ bezeichneten Skandal um die falschen Gelbhaar-Enthüllungen muss ansonsten abgewartet werden, mit wieviel Verve der neu formierte Rundfunkrat da reingeht. Freuen dürfte sich der RBB, dass Gelbhaars Partei die Chose auch nicht mehr aufklären will.
https://www.mdr.de/altpapier/das-altpapier-4092.html
Anmerkung: Der Rundfunkrat im Allgemeinen ist ein zahnloser Tiger und verlängerter Arm der Intendanzen, wie wir immer wieder feststellen müssen. Nicht umsonst werden nachwievor Parteisoldaten (aktiv oder ausgemustert) in Größenordnungen und/oder Vertreter eben jener Organisationen und NGOs berufen, die sich bei jeder passenden Gelegenheit auch in der öffentlichen Debatte als linientreu erweisen.