Rundfunkreform und ausbleibende Beitragserhöhung: So sparen WDR, BR, NDR, MDR & Co.
Derzeit verabschieden die ARD-Anstalten ihre Wirtschaftspläne für 2026 und planen dabei drohende Haushaltslöcher mit ein. […]
Die erste Anstalt, die ihre finanziellen Schwierigkeiten öffentlich gemacht hat, war der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR). Er plant über die bereits bekannten 160 Millionen Euro Einsparungen bis 2028 hinaus weitere Kürzungen. Wegen der ausgebliebenen Beitragsanpassung fehlten dem Sender schon in 2025 rund 21 Millionen Euro, erklärte Intendant Ralf Ludwig. Zwar könne der MDR diese Ausfälle noch ausgleichen, im kommenden Jahr sei das jedoch unmöglich, falls die erwartete Beitragserhöhung weiterhin ausbleibe.
Ludwig kündigte weiter an, vorsorglich zehn Millionen Euro im Wirtschaftsplan 2026 zu sperren. […]
Um zu sparen will der MDR gemäß dem vorgestellten Entwicklungsplan seine Eigenproduktionen reduzieren und stattdessen stärker auf Qualität setzen. Der Sender werde weniger machen, dafür mit höherer Qualität, so Ludwig. Das ist jedoch nicht alles. Die „Thüringer Allgemeine“ zitiert freie Mitarbeiter des Senders, wonach die Wertschätzung des MDR weg sei. […]
Im Finanzplan, der die tatsächlich anfallenden Einnahmen und Ausgaben erfasst, weist der Westdeutsche Rundfunk (WDR) für das Jahr 2026 ein Defizit von 25,5 Millionen Euro aus. Trotz der bisher ausgebliebenen Rundfunkbeitragserhöhung hat der Sender jedoch für das kommende Jahr eine ausgeglichene Haushaltsplanung vorgelegt. Dies sei durch die Auflösung der in den Vorjahren aus Beitragsmehrerträgen gebildeten Ausgleichsrücklage möglich, hieß es in der entsprechenden Mitteilung.
Als strategische Schwerpunkte setzt die Anstalt auf den Ausbau der regionalen Berichterstattung insbesondere im Digitalen und auf den direkten Austausch mit den Bürgern. […]
Beim Norddeutschen Rundfunk (NDR) zeigt man sich entspannt. „Der NDR hat in den vergangenen Jahren umfangreiche Sparpakete aufgelegt. Das 300 Millionen Euro Kürzungs- und Priorisierungspaket von 2021 bis 2024 sowie die Sparpakete I und II aus der Beitragsperiode 2017 bis 2020“, erklärt Sprecherin Wibke Harms. „In diesem Zusammenhang wurde unter anderem ein Abbau von rund 200 Stellen umgesetzt.“
Ihren Angaben zufolge wirken die mit diesen Sparpaketen getroffenen Maßnahmen in der aktuellen Beitragsperiode 2025 bis 2028 fort. „Den Wirtschaftsplan für das Jahr 2026 hat der NDR, wie auch den Wirtschaftsplan des Jahres 2025, gemäß seinen staatsvertraglichen Vorgaben auf Basis des aktuell geltenden Rundfunkbeitrags in Höhe von 18,36 aufgestellt“, erläutert sie.
Der NDR hab einen ausgeglichenen Haushalt für den vierjährigen Zeitraum einer Beitragsperiode vorzulegen. […]
Der Bayrische Rundfunk (BR) sieht eine Einsparnotwendigkeit von 280 Millionen Euro über die aktuelle Beitragsperiode hinweg. Dabei blickt er jedoch auf die Anforderungen des 24. KEF-Berichts, also noch bevor die Kommission ihre Beitragsempfehlung reduziert hat. „Der BR hat die Erhöhung um 58 Cent in der Beitragsperiode von 2025 bis 2028 eingeplant. Er erwartet, dass das rechtsstaatliche Verfahren von den Ländern eingehalten wird“, hieß es vor einem Jahr bei der Vorstellung des Wirtschaftsplans für 2025.
Die Anstalt rechnete damals für die nächste Beitragsperiode mit einer jährlichen Finanzierungslücke von rund 70 Millionen Euro. Um sie zu schließen, wurden alle Etats eingefroren und zusätzlich über alle Direktionen hinweg Sparmaßnahmen ergriffen. […] Auch im Programm setzte der Sender konkrete Maßnahmen um, etwa die Einstellung einiger Formate und den Verzicht auf einzelne Neuproduktionen. Zudem nutzt der BR die verstärkte programmliche Zusammenarbeit der ARD etwa über Kompetenzcenter und Pool-Lösungen im Hörfunk. […] Für 2026 sieht der Sender im jüngsten Wirtschaftsplan ein Defizit in Höhe von 80,7 Millionen Euro. Das soll durch angesparte Eigenmittel ausgeglichen werden. […]
Der Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) rechnet im Wirtschaftsplan 2026 mit einem Überschuss im von 3,9 Millionen Euro. Das Papier enthält auch nachhaltige Einsparungen in Höhe von 19,2 Millionen Euro aus dem Konsolidierungsprozess – der so genannten Strategischen Weichenstellung – der vergangenen Beitragsperiode, die 2024 endete. Im aktuellen Wirtschaftsplan sind zudem pauschale Einsparungen in Höhe von 8,8 Millionen Euro vorgesehen
Damit sei der Prozess der Konsolidierung jedoch noch nicht abgeschlossen, hieß es. Weitere rund 13 Millionen Euro pro Jahr benötig der rbb, um die digitale Erneuerung des gesamten Senders fortzuführen und in das Programm investieren zu können. […]
Der Saarländische Rundfunk (SR) plant für 2026 mit einem Defizit in Höhe von 4,5 Millionen Euro. Auch seine Ertragsplanung basiert auf der von der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) im 24. Bericht empfohlenen Beitragserhöhung auf 18,94 Euro pro Haushalt. Diese wurde jedoch nicht wie erforderlich von allen Bundesländern bestätigt. Deshalb habe man bereits frühzeitig ein umfassendes Strategie- und Maßnahmenpaket mit deutlichen Ausgabereduzierungen auf den Weg gebracht.
HR-Chef Florian Hager: „Wir sind klar unterfinanziert“
Der Hessische Rundfunk (HR) plant im kommenden Jahr mit einem Überschuss in Höhe von rund 30 Millionen Euro. Freude bereitet das dem Intendanten aber nicht, Florian Hager hat über die Finanzsituation nun deutliche Wort verloren.
Der Rundfunkrat des HR hat in seiner Sitzung an diesem Freitag den Haushaltsplan für das kommende Jahr einstimmig genehmigt. Für 2026 plant der HR mit Aufwendungen in Höhe von 563 Millionen Euro, denen Erträge von knapp 593 Millionen Euro gegenüberstehen. Dadurch ergibt sich ein Überschuss in Höhe von rund 30 Millionen Euro. Große Sprünge sind damit aber offenbar nicht drin.
Der HR begründet den geplanten Überschuss unter anderem damit, dass dem Sender Erträge zufließen, „die das Jahresergebnis erhöhen, aber nicht für das operative Geschäft verausgabt werden können“. Darüber hinaus fallen die Aufwendungen für Pensionsverpflichtungen aufgrund des derzeit steigenden Zinsniveaus geringer aus als in den vergangenen Jahren. Insgesamt ist der HR per 31. Dezember 2024 mit einem handelsrechtlich negativen Eigenkapital von 329 Millionen Euro belastet.
HR-Intendant Florian Hager sagt: „Der vom Rundfunkrat genehmigte Haushalt 2026 gibt uns Unterstützung und Planungssicherheit von unseren Gremien, obwohl wir mit eingefrorenem Beitrag, steigenden Kosten und einem massiven Reformauftrag klar unterfinanziert sind.“
https://www.dwdl.de/nachrichten/104896/hrchef_florian_hager_wir_sind_klar_unterfinanziert/
hr-Rundfunkrat genehmigt Haushaltsplan 2026
Rundfunkratsvorsitzende Dr. Miriam Dangel: „Es wird seit Jahren um den öffentlich-rechtlichen Rundfunk gerungen. Pressefreiheit ist nicht in allen Ländern der Welt selbstverständlich, was uns vor Augen führt, wie wichtig ein staatsferner öffentlich-rechtlicher Rundfunk für eine Demokratie ist. Wir brauchen gesellschaftsübergreifend ein unabhängiges, verlässliches, multiperspektivisches Informations- und Medienangebot für alle. Der Hessische Rundfunk verändert sich seit Jahren: Er wird kleiner, reduziert Personal und setzt Reformen um. Er muss zugleich mit technologischen Entwicklungen Schritt halten und ein relevantes lineares und digitales Programmangebot sicherstellen, das die regionale Vielfalt abbildet. Das sind große Herausforderungen, umso größer, als die von der KEF unabhängig ermittelte Beitragsempfehlung bisher nicht umgesetzt wurde. Als Gremien begleiteten wir die Veränderungsprozesse kritisch und konstruktiv – prüfen unter anderem das Programmangebot. Wir begrüßen Dialog-Initiativen mit Menschen in Hessen und – auch auf ARD-Ebene – mit Verlegern und Institutionen. Denn das gemeinsame Ziel in unserer Demokratie sollte die Bewahrung einer vielfältigen Medienlandschaft mit einem starken, bedarfsgerecht finanzierten öffentlich-rechtlichen Rundfunk sein.“
https://www.presseportal.de/pm/177784/6178439
WDR: Vernau appelliert an Politik
„Wir setzen mit dem Haushalt 2026 klare Prioritäten im Programm: Zum Beispiel werden wir die regionale Berichterstattung insbesondere im Digitalen ausbauen und den Menschen noch mehr Angebote machen, sich direkt mit uns auszutauschen“, erklärte WDR-Intendantin Katrin Vernau. Der WDR sei „in allen Szenarien für die gesamte Beitragsperiode gut aufgestellt“. Sorge bereite ihr jedoch die langfristige Entwicklung. Vernau forderte die Politik erneut auf, für Klarheit bei der Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu sorgen.
Die Politik müsse sich an die selbst gemachten Regeln halten oder aber die Spielregeln ändern. „Beides ist nicht zu erkennen“, sagte Vernau. Die Intendantin verwies darauf, dass die Anpassung des Rundfunkbeitrags seit 2009 immer unter dem Niveau des allgemeinen Preisanstiegs gelegen habe: „Das kriegen Sie nur dann hin, wenn Sie wirtschaftlicher arbeiten.“
https://medien.epd.de/article/4051
2,7 Milliarden: So viel Geld hat das ZDF 2026 zur Verfügung
Der Finanzplan schließt mit einem negativen Gesamtergebnis von circa 105 Millionen Euro ab. In dieser Höhe erfolgt eine Entnahme aus der Gesamtergebnisrücklage.
Der ZDF-Fernsehrat hat am Freitag in Mainz den ZDF-Haushalt 2026 verabschiedet. Dem Sender stehen im kommenden Jahr somit rund 2,7 Milliarden Euro zur Verfügung, geplant wird mit einem negativen Gesamtergebnis von etwa 105 Millionen Euro (der Verlust soll aus Rücklagen ausgeglichen werden). „Globale Player diktieren die Regeln – ökonomisch, technologisch, algorithmisch. Das ist nicht nur ein Branchenthema. Es ist eine Kernfrage für unsere Gesellschaft und für die Demokratie“, sagte Intendant Norbert Himmler bei seiner Rede vor dem Gremium. Für die Zukunft müssten, so der ZDF-Intendant, die Voraussetzungen für einen Digital Open Public Space geschaffen werden – gemeinsam mit Partnern aus Medien, Wissenschaft, Kultur und Bildung. „Unsere Rolle dabei wäre: Ein Ermöglicher zu sein für digitale Teilhabe und demokratische Kommunikation. Damit neben – oder am besten anstelle – der Battle Grounds wieder ein solider Common Ground entstehen kann“, sagte Himmler. […]
Zufrieden zeigte sich der ZDF-Intendant am Freitag mit der Entwicklung des Spartenprogramms ZDFneo: Mit einem Marktanteil von 3,1 Prozent ist ZDFneo der erfolgreichste deutsche Spartenkanal und erreicht erneut Platz sechs im Sender-Ranking. ZDF-Intendant Dr. Norbert Himmler: „ZDFneo stärkt mit seinen innovativen Angeboten die Bindung des jüngeren Publikums an die ZDF-Senderfamilie. Der Digitalkanal verknüpft erfolgreich die lineare und non-lineare Welt, verpackt gesellschaftlich relevante Themen in unterhaltsame Erzählformen und ist damit einzigartig in der deutschen TV-Landschaft.“
