Tagesschau-Macher über Fehler in der Corona-Berichterstattung

Helge Fuhst spricht in einem Interview freimütig über Versäumnisse in der Corona-Zeit und fehlende ostdeutsche Perspektiven in den Medien.

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Selbstkritik beim Schnitzel: „Tagesschau“-Vizechef räumt Fehler in der Coronazeit ein

„Die Menschen sind heute sehr sensibel”: Im Hamburger Restaurant „Das Dorf“ erzählt Helge Fuhst (41), Vizechef von „Tagesschau“ und „Tagesthemen“, welche Fehler die ARD in der Coronazeit begangen hat. Und warum er keine Nachrichten „für die Elite“ machen will. […]

Fuhst trägt Mitverantwortung für die meist beachtete TV-Nachrichtenredaktion des Landes in massiv erschütterten Zeiten. „Seit ich bei ,ARD Aktuell‘ arbeite, durchleben wir durchgehend Krisen. Das habe ich so noch nie erlebt.“

Worauf kommt es denn an als „Tagesthemen“-Moderator? „Es geht darum, in entscheidenden Momenten die richtigen Worte zu finden. Das bleibt in Erinnerung.“ [….]

Zu Beginn der Pandemie wusste niemand, was passiert. Politik, Gesellschaft, Medien – niemand. Auch wir nicht. Wir sind dann aber in Deutschland länger als nötig in diesem Krisenmodus geblieben, auch in unserer Berichterstattung. Das würde ich persönlich im Nachhinein anders machen: schneller den Alltag wieder zulassen. […]

Fuhst will die ARD-Nachrichten zugänglicher machen – weg vom urban-akademischen Grundton, hin zu einem bodenständigeren, auch ländlicheren Fokus. „Wir müssen so divers wie möglich sein, ich selbst stehe dafür. Aber gleichzeitig müssen wir die Gesellschaft mitnehmen. Wir dürfen keine exklusive Nachrichtensendung für ,die Elite‘ oder die Entscheider in Berlin-Mitte sein.“ […]

Das zahlt sich aus. Das Interesse an den „Tagesthemen“ steigt. Und das, obwohl laut Studien 40 Prozent der Menschen angeben, von den Nachrichten erschöpft zu sein. „Wir hatten 2024 den besten Marktanteil seit 22 Jahren.“

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Über die Kritik an den Öffentlich-Rechtlichen und einen möglichen Vertrauensverlust sagte er: „Selbst gut gebildete Zuschauer denken, wir bekämen Direktiven aus der Politik. Das ist einfach falsch. Viele glauben, dass Journalismus früher unabhängiger und objektiver war. Ich bin davon überzeugt, dass es genau umgekehrt ist. Vor Jahrzehnten war es normal, dass Generalsekretäre bei Chefredakteuren anriefen.“

Über die politische Gegenwart und seine Arbeit fügte er hinzu: „Seit ich bei ARD aktuell arbeite, durchleben wir durchgehend Krisen. Das habe ich so noch nie erlebt.“ Der Journalist, Fernsehmoderator und Medienmanager erklärte außerdem, dass er keine Nachrichten „für die Elite“ machen wolle, und ergänzte: „Die Menschen sind heute sehr sensibel.

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