Die Luft- und Schaumschläger der Tagesschau

Die Luft- und Schaumschläger der Tagesschau

Dr. Gniffkes Macht um acht

Die Luft- und Schaumschläger der Tagesschau

Programmkritik von Volker Bräutigam und Friedhelm Klinkhammer

Bitte festschnallen, es kommen schwere qualitätsjournalistische Turbulenzen im ARD-aktuell-Kanal auf uns zu:

„Wie wird Russland auf den Syrien-Angriff reagieren? Der Westen ist verunsichert. Kein Zufall. Denn genau das will Moskau – Verwirrung stiften. Dahinter steckt Strategie.

Nach einem US-Angriff mit 103 Flügelraketen auf das schon seit sieben Jahren kriegsverwüstete Syrien ist “der Westen” “verunsichert”? Und das ist genau gemäß Moskauer “Strategie?” Was sind die aber auch hinterhältig und gemein, diese Russen! Oder ist nicht vielmehr, Anschlussfrage, in der ARD-Nachrichtenzentrale schon längst auch die letzte Sicherung durchgeknallt?

„Die Luftschläge der USA, Großbritanniens und Frankreichs mögen primär einen symbolischen Wert gehabt haben“.

Müsste man nicht jedem Journalisten, der das Wort „Luftschlag“ gebraucht, sofort eine ordentliche Tracht Luft-Prügel anbieten? Der im Deutschen ach so beliebte „Schlag“ in Verbindung mit „Luft“ ist eine hirnlose Übernahme des englischen “ air strike“. Das Wort „strike“ kann mit „Schlag“ oder „Anschlag“ übersetzt werden. Im deutschen Sprachraum ist der Begriff „Schlag“ für den damit gemeinten militärischen Vorgang jedoch unpassend. Hier muss die Übersetzung „Angriff“ lauten. Ein „air strike“ ist füglich ein „Luftangriff“, was den offensiven Charakter dieses Tuns unterstreicht, im Gegensatz zu defensiven Luftwaffen-Operationen. Luftwaffenoffiziere, die im Englischen ebenso „zuhause“ sein müssen wie in ihrer deutschen Muttersprache, wissen das. Der „Luftschlag“ ist, ebenso wie das verbale Pendant „Militärschlag“, nicht nur eine gedankenlose anglophile Sprachverhunzung, sondern dient zugleich auch der Verschleierung des aggressiven Charakters der fraglichen Operation.

Wir haben also mal wieder hirnrissige ARD-aktuell-Luftschläge zwecks absichtsvoller Verschleierung westlicher Aggression auf die Ohren bekommen.

Ob Dr. Gniffkes Qualitätsjournalisten auch noch von “Luftschlägen” faseln würden, wenn Raketen ins Redaktionszentrum der ARD-aktuell in Hamburg- Lokstedt einschlügen? Darf man ihnen durchgehen lassen, dass sie geschmäcklerisch über den „symbolischen Wert“ spekulieren, wenn unsere bereits im Irak und in Libyen so erfolgreichen westlichen Vernichtungskrieger die Bevölkerung Syriens mit Raketen beschießen und den Terror ins Unermessliche steigern? Unter Verletzung des Völkerrechts? Ihr Sprachgebrauch verrät die Verkommenheit der Gesinnung dieser „Qualitätsjournalisten“ des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.

Russland hat syrische Ärzte als Zeugen und weitere Beweise dafür angeboten, dass der “Giftgasangriff” in Dhouma eine Showveranstaltung der Dschihadisten war. Die ARD-aktuell-Journalisten haben keine eigenen, davon abweichenden Rechercheergebnisse. Sie können nicht mal den Showcharakter ihrer von Terroristenfreunden aufgenommenen Videos über den “Griftgasangriff” leugnen. Aber sie schwadronieren trotzdem, es gehe “wie so oft auch bei diesem Schlagabtausch um die Deutungshoheit.“

Die Journaille relativiert mit solchen Bemerkungen, dass die russische Regierung aggressive Kriegspropaganda aufdeckt und die Lügen der einschlägig bereits bekannten Verleumder Trump, May, Macron und Merkel offenkundig macht. Aus notwendiger russischer Aufklärungsarbeit, dem Angebot von Zeugen, Beweisen und Indizien, macht ARD-aktuell ebenso argumentations- wie verantwortunglos eine „Strategie des Verwirrungstiftens“.

Die Chemiewaffen-Kontrolleure der OPCW sind gerade erst in Dhouma angekommen, aber bevor sie damit beginnen konnten, zu prüfen, ob überhaupt ein “Giftgasangriff” stattgefunden hat, feuert “der Westen” 103 Raketen ab und beschuldigt direkt Assad, indirekt jedoch Moskau eines schweren Kriegsverbrechens. Und ARD-aktuell unterstellt den Russen “Verwirrungsstrategie”!

George Orwell lässt grüßen.

Trotz solcher ARD-aktuell-Luftschläge wird inzwischen der innere Zusammenhang zwischen dem angeblichen Giftgasangriff in Dhouma und dem angeblichen Giftgasattentat an den beiden Skripals in Salisbury sichtbar. “Der Westen” ist geopolitisch auf der Verliererstraße und entwickelt Kriegsszenarien als Ablenkungsmanöver.

Zunächst war in dem Beitrag vom 14.4.2018 auf „Tagesschau.de“ die Rede vom „Mord an dem Doppelagenten Skripal“. Erst als Zuschauer auf diese Fälschung hinwiesen, wischte sich die ARD-aktuell-Redaktion den russophoben Schaum vom Maul und korrigierte ihren Beitrag. Man fragt sich: Wie schlampig arbeitet Dr. Gniffkes Laden eigentlich, wenn er einen so gravierenden Fehler erst auf Zuruf aus dem Publikum entdeckt?

Großzügig räumen die ARD-aktuell-Propagandisten zwar ein, dass möglicherweise gar kein russisches Interesse an dem Giftanschlag bestand, meinen dann aber:

„Viele Regierungen der westlichen Länder hätten sich gewünscht, dass Moskau alles dafür tut, den Fall Skripal auch von russischer Seite aus aufzuklären – am besten gemeinsam mit den Briten. Die zurückgelehnte Haltung Russlands aber empfinden viele im Westen so, als würde Moskau den anderen bewusst auf der Nase herumtanzen.“

Auch dies war eine üble Falschdarstellung. Russland hatte seine uneingeschränkte Mitwirkung angeboten. London hatte sie abgelehnt. Von der Beweismittelsicherung in Salisbury wurden russische und neutrale Experten ausgeschlossen. Nicht britische Polizei, sondern britisches Militär wurde dabei zunächst aktiv. Die Videoclips von Menschen in Raumanzügen, die rund um den “Tatort” in Salisbury nach Spuren suchten und das Gelände “reinigten”, hatten einen ähnlich starken Showcharakter wie die Bilder aus Dhouma.

Das “russische Giftgas Novichok” sei in “höchster Reinheit” in den Proben aus Salisbury nachgewiesen worden, meldete ARD-aktuell und bezog sich auf Mitteilungen der OPCW. Weder sich noch gar einen wissenschaftlich ausgewiesenen Chemiker fragten diese Qualitätsjournalisten, wie es denn möglich gewesen sein sollte, Proben “von höchster Reinheit” von einer Türklinke oder gar aus Blutproben der Opfer zu gewinnen. Keiner der Qualitätsjournalisten widmete der Frage nach der forensischen Sauberkeit des ganzen Verfahrens auch nur einen halbkritischen Gedanken.

„Hybride Kriegsführung“ der Russen in der Ukraine mit russischen Freiwilligen klagt „ARD-aktuell“ und verschweigt, dass dieser Einsatz eine legitime Reaktion auf die in der Ost-Ukraine eingesetzten US-Söldner des privaten Militärunternehmens „Academi“ und auf die militärischen „Terror“-Attacken der Poroschenko-Armee gegen die eigene Bevölkerung war.

Die Ostukraine verweigerte sich dem Putschregime in Kiew, das die USA mit 5 Milliarden Dollar Schmiermitteln installiert haben. Wenn also “hybride Kriegsführung” Russlands, dann als Reaktion auf die US-Kriegsführung, die im übrigen schon über Jahrzehnte eine blutige Tradition hat: “Farbrevolutionen” und Kriege, wohin man auch schaut, dutzende Male seit Korea und Vietnam– und in jedem einzelnen Fall mit Tonnen von kriegsvorbereitenden Lügen….und 15 Mio Toten. Klar, dass ARD-aktuell diese Historie ausblendet. Guter Journalismus ist mit Matschpflaumen weder zu machen noch zu bezahlen.

Schließlich dürfen auch die bösen russischen Hacker im Gniffke-Anklage-Katalog nicht fehlen. Man kann zwar nichts beweisen, aber mit ARD-typischen Verdächtigungen verleumden und Russlands Regierung runtermachen, das geht allemal. Wer redet schon noch davon, dass die USA mit ihren Geheimdiensten unsere ganze Republik von oben bis unten durchschnüffeln und überwachen, die NSA sogar das Handy der Kanzlerin ausspioniert? Fragte ARD-aktuell jemals nach, was aus diesen Schweinereien wurde?

Ganz am Schluss ein Fünkchen Realismus: ARD-aktuell räumt unumwunden ein, „Militärisch ist Russland den USA und seinen NATO-Partnern unterlegen.“ Dann werden Dr. Gniffkes Qualitätsjournalisten beim Reportieren und Kommentieren wohl Handstand auf der Zunge üben müssen, wenn nächstens die Kanzlerin verkündet, wegen der russischen Gefahr (und wegen entsprechender forderungen Präsident Trumps) müssten die deutschen Rüstungsausgaben gesteigert werden.

Die Rückenlehnen jetzt bitte in aufrechte Position und den Sitz der Sicherheitsgurte prüfen: ARD-aktuell liefert volle Kanne:

„Moskau will vor allem eines erreichen: Verwirrung stiften – gerade auch bei den Menschen im Westen, und damit Vertrauen in die Demokratie erschüttern.“

Schreibt ein Zuschauer darauf trocken: „Dazu braucht es nicht einen Putin, der Westen schafft es selbst.” Noch ein Zuschauerkommentar: “Wer ohne Beweise verurteilt, einseitig und manipulativ berichtet, mit zweierlei Mass misst, sich selbst zum Polizisten, Ankläger, Richter und Henker in einer Person erklärt, sollte sich nicht wundern, dass er an Glaubwürdigkeit verliert.“