Abschied von Peter Sodann: Ehrlicher als die meisten
Ehrlicher als die meisten
Für den „Tatort“ wurde er ein ostdeutscher Columbo, für die Linken kandidierte er als Bundespräsident. Seine Lebensaufgabe fand er am Theater.
https://www.sueddeutsche.de/medien/peter-sodann-tot-nachruf-tatort-1.6528691
Die Zuschauer kannten ihn als „Tatort“-Kommissar Bruno Ehrlicher, aber auch als engagierten Vertreter der Ostdeutschen.
Sodann war einst Teil des ersten ostdeutschen „Tatort“-Teams. Von 1992 bis 2000 ermittelte zusammen mit Bernd Michael Lade in Dresden, danach ging es rund sieben Jahre lang in Leipzig weiter.
Zwei Jahre nach seinem Ende als Fernsehermittler machte Sodann Schlagzeilen, weil er für Die Linke ins Rennen um das Amt des Bundespräsidenten ging.
Später sagte er darüber, dass er ohnehin gewusst habe, nicht gewählt zu werden. Er habe aber „das System“ mal kennenlernen wollen. Im Fernsehen war er nach dem Ende seines „Tatort“-Engagements mehrere Jahre lang in der Kinderserie „Schloss Einstein“ zu sehen. Zwischen 2008 und 2013 spielte er einen Schulamtsleiter. Neben dem Fernsehen war Sodann zu Lebzeiten auch dem Theater eng verbunden. In Halle (Saale) arbeitete er etwa einst als Schauspieldirektor des Landestheaters und war danach Intendant des Neuen Theaters.
https://www.dwdl.de/nachrichten/97516/extatortkommissar_peter_sodann_gestorben/
Abschied von Peter Sodann: Theaterleiter, „Tatort“-Kommissar, Bücherretter und Politik-Ausflügler
Viele Rollen und Aufgaben füllte Peter Sodann am Theater und im Fernsehen aus – doch die meiste Energie steckte er in die Rettung von DDR-Büchern. […]
Aber die wechselvolle Biografie des sächsischen Schauspielers und Theatermanns hielt so viele Spannungsbögen und Widersprüche bereit – mehr als es sich Drehbuchautoren überhaupt ausdenken können. […]
So hatte Peter Sodann immer wieder erklärt, die mangelnde Chancengleichheit sei undemokratisch, die bundesdeutsche Demokratie sei am schwächeln. Aus heutiger Sicht waren das fast noch milde Aussagen – damals sorgten sie für mediale Empörung. Ebenso seine Äußerung, als Kommissar würde er am liebsten den Deutsche-Bank-Chef Ackermann festnehmen lassen. Dabei war diese Äußerung nicht ernst gemeint – sondern einfach Kabarett. Ebenso seine Spitze, sein Mitbewerber Köhler sei eine Steigerung von Kohl.
Sodann war nicht leicht auszurechnen, und er spielte mit dieser Aura: „Der Wessi redet mehr, als er weiß. Der Ossi sagt nicht alles, was er weiß.“
Dieser Ehrlicher war als schrulliger Mantelträger eine Art Geistesbruder des im Westen verehrten US-Kommissars Columbo. Und er war andererseits jemand, der die Angst der Ostdeutschen, von den Wessis über den Tisch gezogen zu werden, verstand und teilte. Ehrlicher durchblickte die kompliziertesten Situationen, und um das klarzumachen, reichte nur ein Moment, etwas Subtiles, ein Ausdruck in seinem Gesicht. […]
Sodann, 1936 in Meißen geboren, Werkzeugmacherlehre, Leiter eines Studentenkabaretts, kein bisschen linientreu. Wegen staatsfeindlicher Hetze inhaftiert, die Stasi hatte ihn immer im Blick. Ausbildung zum Spitzendreher im VEB Starkstrom-Anlagenbau Leipzig, als Schauspieler engagiert unter anderem am Berliner Ensemble. 1981 gründete er in Halle das neue theater, die Arbeit dort wurde zur Lebensaufgabe, er leitete das Theater bis 2005, in dem Jahr wurde er Ehrenbürger von Halle. Sodann – in der DDR 1986 mit dem Nationalpreis ausgezeichnet und 2001 mit dem Bundesverdienstkreuz – war eine Schauspiel-Institution, seine Zeit als Fernsehkommissar war (künstlerisch) nur eine Fußnote in der Biografie, aber sie machte ihn populär, auch bei einem Publikum, das mit Theater nichts anfangen konnte.
https://www.sueddeutsche.de/medien/peter-sodann-tot-nachruf-tatort-1.6528691
ARD ändert aus aktuellem Anlass das Programm
Die ARD und das ZDF haben ein festes TV-Programm. Doch heute, am 7. April 2024, kommt es zu Änderungen. Hintergrund ist der Tod von „Tatort“-Star Peter Sodann.
Sodann wurde unter anderem durch seine Rolle im „Tatort“ bekannt. Von 1992 bis 2007 verkörperte er Kommissar Bruno Ehrlicher. Daher hat sich die ARD entschieden, ihm zu Ehren eine alte Folge der Krimireihe zu senden. Um 23.35 Uhr läuft „Tatort: Die Falle“, Sodanns letzter Auftritt als TV-Ermittler. Er und sein Kollege Bernd Michael Lade waren damals das erste ostdeutsche „Tatort“-Team. Sodann war zunächst bis 2000 in Dresden im Einsatz, wechselte anschließend nach Leipzig.