Corona-Krise und die Medien
Corona-Krise und die Medien
Lost in Transition: Warum die Medienberichterstattung so viel Verwirrung stiftet. Und wie wir dennoch mehr Übersicht gewinnen können.
Von Michael Haller
Leipzig, 4. April 2020
Zusammenfassung
Die Menschen nutzen derzeit die Nachrichten so intensiv wie noch nie – und doch sagt knapp jeder zweite, dass es ihm sehr schwerfalle, zuverlässige News zu finden. Überfüttert mit Meldungen, unterversorgt mit zuverlässigen Informationen: Dies ist die Ausgangslage, mit der sich Michael Hallers Aufsatz beschäftigt. In seiner Corona-Medienanalyse unterscheidet Haller drei Kommunikationsebenen: die Sachverhaltseben, die Kontextebene und die Deutungsebene.
Auf der Sachebene springen die vielen Falschinformationen, Fehldeutungen und Meinungsäußerungen ins Auge: Bis in den März hinein wurde das Publikum mit unbrauchbaren Zahlen, irreführenden Statistiken und skandalisierenden Überschriften in Atem gehalten. Endlich, seit Ende März nimmt die Zahl korrekter Sachdarstellungen in den Newsmedien deutlich zu.
Auf der Kontextebene geht es um die Beschreibung der Ereigniszusammenhänge. Hier fiel auf, dass die Newsmedien über längere Zeit den für Deutschland bedeutsamen Epidemieausbruch in Italien mit irreführenden Erklärungen beschrieben haben. Auch vermisste man Recherchen, die erklären, warum die Virus-Infektion in Taiwan und Singapur wie auch in Südkorea so rasch und effizient bewältigt werden konnte und bei uns nicht. Inzwischen finden sich solche Berichte – mit drei Monaten Verspätung.
Was die Deutungsebene betrifft, so sieht Haller derzeit wildes Spekulieren: hat der Staat versagt? Wird Europa daran zerbrechen – oder zu neuer Kraft finden? Wie wird sich die Wirtschaft verändern: Rückfall oder Schub nach vorn? Wird ein menschenfreundliches Sozialklima entstehen? Hier öffnet sich ein sehr breites Feld der Spekulationen. Vor allem die Leitmedien diskutieren jetzt, dass es zu der als „alternativlos“ präsentierten Corona-Strategie der Regierung vielleicht doch Alternativen gibt.
Das eigentliche Problem, so die Quintessenz des Artikels, steckt im Unvermögen von Politik und Medien, mit Ungewissheit umzugehen. In solchen Krisenzeiten sorgen die Newsmedien nicht für Klarheit und Übersicht, sondern eher für angstmachende Verwirrung in den Köpfen sehr vieler Menschen. Wie man dies vermeiden kann: Auch dies ist Thema dieses Aufsatzes. Er soll zeigen, dass man mit Informationswissen den Ariadnefaden in der Hand hält, der durch das Datenlabyrinth der Corona-Berichterstattung führt.