„Fake News“ Über Fake News und unterschlagene Wahrheiten
„Fake News“
Über Fake News und unterschlagene Wahrheiten
Von Heiner Flassbeck
Was ist Fake und was ist nur die Verdrehung der Wahrheit bis zur Unkenntlichkeit. Wir zeigen an drei Beispielen, wie Deutschlands große Medien sich als Meister ihres Faches erweisen.
Erstes Beispiel: der neue ifo-Index. In den ZDF heute-Nachrichten (hier, ab Minute 10) verkündet der Moderator mit kaum zurückgehaltener Freude, die Stimmung in der deutschen Wirtschaft sei „extrem gut“, das ifo-Institut habe ein Sommerhoch vermeldet, das alle Erwartungen übertrifft. Optimistisch mache die Firmenchefs vor allem die Tatsache, dass es nicht zu einem europäisch-amerikanischen Handelskrieg gekommen sei (das kommt auch so von ifo).
Es ist zunächst auffällig, dass der ifo-Index in einem Monat in den Hauptnachrichten genannt wird, in dem es aufwärts geht, aber kaum einmal in Monaten, wie seit der Jahreswende, wo es abwärts geht. Dann die unverhohlene Freude des Moderators. Worüber freut er sich? Ist es nicht seine Aufgabe, den Zuschauern ohne jede Emotion eine Nachricht zu übermitteln und zu erklären, wie die im Zusammenhang der bisherigen Entwicklung des Indikators zu sehen ist? …. Vollends zur Falschmeldung tendiert der Jubel und die Begründung dafür aber, wenn man sich die einzelnen Wirtschaftsbereiche anschaut, wie sie, wiederum im Original von ifo, in Schaubild 2 dargestellt sind. Da findet man, dass im verarbeitende Gewerbe, das mit Abstand am wichtigsten für die zyklischen Bewegungen und den Export einer Volkswirtschaft ist, sich die Lagebeurteilung (die graue Linie) im August sogar verschlechtert hat. Das ist das Einzige, was die Unternehmen wirklich beurteilen können, ohne selbst ins Philosophieren zu geraten.
Der zweite Fall kann anhand der gleichen Heute-Sendung (gleich zu Anfang) aufgerollt werden, obgleich hier nicht das Medium im Vordergrund steht, sondern die Politik. Es geht um die Rente. Die SPD hat damit angefangen, aber fast alle anderen sind auf den Zug aufgesprungen, dass es eine Bestandsgarantie für das heutige Rentenniveau (von unter 50 Prozent des letzten Verdienstes!) geben soll. Olaf Scholz ist nun vorgeprescht und fordert eine Bestandsgarantie bis 2040, obwohl die Koalition sich nur auf 2025 festlegen wollte.
Das Ganze ist eine Nebelkerze ohnegleichen, weil die SPD damit ihre soziale Seite hervorheben will, aber gleichzeitig die Diskussion in eine bestimmte Richtung lenkt, um alle anderen Richtungen dadurch zu verhindern. Warum sollte eigentlich für das heutige extrem niedrige Rentenniveau eine Bestandsgarantie gegeben werden? Warum werden die Renten nicht so angehoben, dass keine Altersarmut droht? Warum ist ein Niveau unter 50 Prozent angemessen? Warum werden die Beitragssätze für Arbeitnehmer und Arbeitgeber nicht angehoben, um ein höheres Rentenniveau zu finanzieren? All diese Fragen will die SPD offenbar nicht diskutieren, denn sonst würde sie ja nicht so tun, als ob die lange Bestandsgarantie schon das Beste sei, was überhaupt zu erreichen ist. Dieses dumme Spiel wird von fast allen Standardmedien mitgespielt, indem sie tagein tagaus genau darauf eingehen und in jedem Interview nur diese eine Frage diskutieren, niemals aber die eigentlich relevanten Fragen nach den Beitragssätzen.
Beim dritten Beispiel geht es um die Position des EZB-Präsidenten, die 2019 neu besetzt wird. Hier verbreiten seit Tagen die privaten „Leitmedien“ die Meldung, die Bundeskanzlerin habe sich dafür entschieden, um den Posten des Kommissionspräsidenten zu kämpfen, aber nicht Jens Weidmann, den Präsidenten der Deutschen Bundesbank für die EZB zu nominieren. Besonders toll treibt es wieder einmal Holger Steltzner von der FAZ (hier), der Angela Merkel einen Verrat nationaler Interessen vorwirft, weil sie sich nicht vehement für Jens Weidmann als EZB-Präsident einsetzt.
