TV-Duell Höcke gegen Voigt: Ein Quantensprung für Deutschlands Debattenkultur

In der Kritik

TV-Duell zur Thüringen-Wahl: Höckes Einladung ist ein Offenbarungseid

Es ist ein Fehler, dass Welt-TV dem AfD-Politiker Björn Höcke vor der Thüringen-Wahl im TV-Duell mit Mario Voigt eine Bühne bietet. […]

Der AfD-Mann ist der Beweis, dass für plumpen Populismus nicht sonderlich viel vonnöten ist: Der Oberstudienrat scheint zwar gelernt zu haben, wie man wirklich die sprödesten und einfachst verständlichsten rechtsradikalen Anspielungen in seine Reden einbaut. Dumm nur, dass das – wie zuletzt nach einer Veranstaltung der AfD in Gera – in vielen Fällen von den Staatsanwaltschaften verfolgt wird. […]

Voigt ist ein konservativer Politiker, der nicht in der ersten Reihe stand, als das Charisma verteilt wurde. Er konnte vergangene Woche schon nicht im ZDF-Talk bei Markus Lanz überzeugen. Und ist keiner, der dafür bekannt ist, klare Positionierungen zu beziehen. Er soll nun den Faschisten Höcke im TV-Duell stellen? […]

Und ein Mann wie Björn Höcke, dessen Stärke zwar in der Inszenierung liegt, dessen spröde Art und mangelndes Charisma in der direkten Nachfrage und im Umgang mit den Menschen deutlich wird, weiß diese Auftritte stets für sich zu nutzen. Sie sind ein Geschenk für ihn.

https://www.fr.de/kultur/tv-kino/tv-duell-bjoern-hoecke-afd-mario-voigt-cdu-welt-landtagswahl-thueringen-92998700.html

Ohnehin stellt sich auch mit Blick auf die nächste Bundeswahl, die spätestens im Herbst 2025 stattfinden wird, mehr denn je die Frage, wie es die deutschen Fernsehsender mit der AfD halten, schließlich liegt die Partei selbst in bundesweiten Umfragen seit Monaten auf dem zweiten Rang – weit vor den regierenden Ampelparteien. Sie aus dem medialen Diskurs auszuschließen, würde im Zweifel das oft bemühte AfD-Narrativ der Opferrolle noch verstärken.  [..] Wie groß die Bühne ausfallen wird, die das Fernsehen der AfD bieten wird, steht also noch nicht abschließend fest. Das macht auch ARD-Chefredakteur Oliver Köhr deutlich. „Bezüglich der Bundestagswahl 2025 gibt es in dieser Sache seitens der ARD noch keine Festlegungen“, sagte er auf DWDL.de-Nachfrage. „Wir beobachten die Entwicklung natürlich und werden im Vorfeld der Bundestagswahl im Lichte der Einschätzung, welche Kandidatinnen und Kandidaten realistische Chancen auf das Kanzleramt haben, dazu entscheiden.“ Das ZDF gibt sich indes kurz angebunden: Mit Kanzler-Duell oder -Triell werde man sich beschäftigen, „wenn die Parteien Kanzlerkandidaten oder -kandidatinnen benannt haben“.

https://www.dwdl.de/magazin/97561/tvduell_mit_bjoern_hoecke_bei_welt_muss_das_sein/

Kontroverses Fernsehduell bei »Welt«

Voigt kann nur verlieren, Höcke nur gewinnen

Die AfD muss in Talkshows vorkommen, denn nur durch Normalität lässt sie sich entzaubern. Doch ein TV-Duell mit einem Rassenideologen wie Björn Höcke am Jahrestag einer KZ-Befreiung ist die denkbar schlechteste Idee. (Paid)

https://www.spiegel.de/kultur/tv/bjoern-hoecke-versus-mario-voigt-die-kapitulation-a-2fb19679-afff-49c9-aacc-5f5d0d5507c2

Fast zwei Drittel der Deutschen findet es richtig, dass der Thüringer CDU-Politiker Voigt die Auseinandersetzung mit AfD-Spitzenkandidat Björn Höcke suchen will. Das geht aus einer von Focus Online veröffentlichten Civey-Umfrage hervor. So halten 68,9 Prozent der Befragten Voigts Vorgehen für „eindeutig“ oder „eher richtig“, nur 21,6 Prozent für „eher“ oder „eindeutig falsch“. Dabei gibt es jedoch regionale Unterschiede. In den ostdeutschen Ländern ist die Zustimmung erwartungsgemäß höher als in westdeutschen Ländern.

https://www.fr.de/politik/sender-tv-duell-thueringen-voigt-gegen-hoecke-wann-ist-die-uebertragung-live-zu-sehen-zr-92999232.html

Mettbrötchenschlacht um Thüringen

Björn Höcke feierte Verschwörungsmythen und Abschottungsnationalismus, Mario Voigt reagierte mit gediegenem Regionalpatriotismus. Zur Entzauberung des Rechtsextremen beim TV-Duell reichte das bei Weitem nicht. (Paid)

https://www.spiegel.de/kultur/tv/bjoern-hoecke-und-mario-voigt-im-tv-duell-die-mettbroetchenschlacht-um-thueringen-a-25031cd9-f037-4a94-830f-1dcced7d3404

TV-Duell Höcke gegen Voigt: Ein Quantensprung für Deutschlands Debattenkultur

CDU-Politiker Mario Voigt stellte sich einem Streitgespräch mit AfD-Mastermind Björn Höcke. Das hat sich vor ihm noch niemand getraut.

Es gab einmal ein Tabu, das da hieß: Mit AfD-Mastermind Björn Höcke dürfe man unter keinen Umständen reden. Schon gar nicht als Spitzenpolitiker einer demokratischen Partei. Thüringens CDU-Spitzenkandidat Mario Voigt hat dieses Tabu am Donnerstagabend durch ein TV-Duell beim Nachrichtensender Welt gebrochen. Voigt wollte Höcke inhaltlich stellen. Ob ihm das gelungen ist, darüber lässt sich streiten. Darüber, dass er mit diesem Experiment Deutschlands Debattenkultur vorangebracht hat, eher nicht.

Man könnte sagen: Mit diesem Auftritt kam Höcke vielleicht zum allerersten Mal öffentlich richtig ins Straucheln. Sei es der Begriff der „Remigration“, den er umdeutete – auf einmal sprach er nicht mehr vorrangig von massenhaften Ausweisungen von Menschen mit Migrationshintergrund aus Deutschland, sondern von der Rückholung von anderthalb Millionen Auslandsdeutschen.

Sei es eine rassistische Äußerung über Bundestagsvizepräsidentin Aydan Özoğuz aus Höckes eigenem Buch, an die er sich partout nicht erinnern wollte. Konfrontiert mit dem Zitat, wonach sie „in unserem Land tatsächlich nichts verloren“ habe, behauptete er, nicht einmal ihren Namen zu kennen. […]

Höcke schmunzelte anfangs, hüstelte, hielt die Hand ans Kinn, unterbrach Voigt immer wieder. Der versuchte zunächst, sachlich zu bleiben. Und blieb bei dem Gesprächsinhalt, der eigentlich vereinbart worden war.  […]

Voigt wollte die AfD mit Argumenten stellen, nicht mit dem moralischen Zeigefinger über sie urteilen.

Gelungen ist ihm das nur teilweise. Zu groß ist die Mitverantwortung der CDU für die Missstände im Land. […]

Das war nicht die einzige Absurdität, die den Zuschauern in Erinnerung bleiben dürfte. Die Diskutanten gerieten sich förmlich in die Haare, als es um ein Beispiel ging, das Höcke wählte, um die vermeintlich desaströse Wirkung der EU-Bürokratie auf die deutsche Wirtschaft zu illustrieren. Er sprach von „Gehacktes-Brötchen“, von „Mettbrötchen“, die ein Eisenacher Fleischermeister an Opel liefern wolle. „In Thüringen heißt das Gehacktes!“, konterte Voigt, und wollte sich so als der eigentliche Lokalpatriot des Gesprächs in Szene setzen. […]

Die Moderatoren Jan-Philipp Burgard und Tatjana Ohm schienen nicht nur teilweise die Kontrolle über das Streitgespräch zu verlieren, das Gespräch dauerte auch 26 Minuten länger als geplant. Was auch an den Themen gelegen haben könnte. Zur Schlammschlacht eskalierte das Gespräch, als die Moderatoren Höcke mit seinen Aussagen über die Erinnerungskultur konfrontierte. […]

Den einen oder anderen Zuschauer könnte dieses Duell an amerikanische Talk-Formate erinnert haben, etwa die des konservativen Senders Fox News. Immer wieder wurde in Deutschland vor amerikanischen Zuständen gewarnt, in denen Politiker mit fragwürdigen Thesen regelmäßig ein Millionenpublikum erreichen, wo Unwahrheiten und billige Polemik unwidersprochen bleiben.

Doch womöglich hat dem Land diesmal eine solche Portion Fox News gutgetan: Zum ersten Mal trafen im Rahmen eines Streitgesprächs Positionen aufeinander, die einander kategorisch ausschließen, aber in der Bevölkerung tagtäglich in Kneipen, Sport- und Schützenvereinen, am Arbeitsplatz diskutiert werden.

https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/tv-duell-hoecke-gegen-voigt-ein-quantensprung-fuer-deutschlands-debattenkultur-li.2205121

Höcke verteidigt Nutzung von verbotener SA-Parole

Eine Woche vor Beginn seines Prozesses wegen Volksverhetzung verteidigte Höcke außerdem den Gebrauch der Worte „Alles für Deutschland“, um die es bei dem Prozess geht. Er habe sie in einer freien Wahlkampfrede genutzt und letztlich „America First“ von Donald Trump frei interpretierend ins Deutsche übertragen. Auf die Frage, ob er während der Rede nicht wusste, dass „Alles für Deutschland“ eine SA-Parole sei, sagte Höcke, der früher Geschichtslehrer war, „Nein ich wusste es nicht“. Es handele sich um einen Allerweltsspruch.

https://www.zdf.de/nachrichten/politik/deutschland/hoecke-voigt-tv-duell-thueringen-afd-cdu-100.html

TV-Duell vor der Thüringen-Wahl zeigt Grenzen des Populismus, sagt Politikwissenschaftler Oliver Lembcke.

Im TV-Duell vor der Thüringen-Wahl haben sich CDU-Politiker Mario Voigt und AFD-Spitzenkandidat Björn Höcke einen Schlagabtausch geliefert, bei dem nach Ansicht von Politikwissenschaftler Oliver Lembcke „die Grenzen des Populismus sichtbar“ geworden sind. Jens Christian Wagner, Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, kritisiert das TV-Duell, das ausgerechnet am Jahrestag der Befreiung des KZ Buchenwalds stattfand, und wirft Teilnehmern und Machern Geschichtsvergessenheit vor.

https://www.turi2.de/aktuell/video-tipp-tv-duell-vor-der-thueringen-wahl-zeigt-grenzen-des-populismus-sagt-politikwissenschaftler-oliver-lembcke/

Zum Duell

https://www.welt.de/politik/deutschland/video250962856/TV-Duell-Hoecke-vs-Voigt-Sehen-Sie-hier-das-TV-Duell-in-voller-Laenge.html