Zwischen linear und Mediathek: So sieht der RBB seine Zukunft

20.04.2021

Zwischen linear und Mediathek: So sieht der RBB seine Zukunft

Was wird aus Radio Eins und Fritz? Der RBB will der linearen Verbreitung seiner Radiowellen treu bleiben. …. Das gewohnte Jahres-Pressegespräch des Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) war dieses Mal nicht zu erwarten. Nicht nur, weil die Erhöhung des Rundfunkbeitrages auf Eis liegt. Sondern auch, weil die Zweiländeranstalt möglicherweise um ihre langfristigen Pläne zur Digitalisierung bangen muss, nachdem die Novellierung des Staatsvertrages Ende vergangener Woche gestoppt wurde. Vor allem der Modellversuch, auf lange Sicht eine Radiowelle ausschließlich im Internet zu übertragen, sei nicht konsensfähig, wurde der Aufschub begründet. …. „Wir wollen keine Inhalte aus dem linearen Programm ins Netz verdrängen oder gar abschieben. Wer etwas anderes behauptet, behauptet schlichtweg etwas Falsches“, unterstrich die RBB-Chefin. „Unser Ehrgeiz besteht darin, möglichst viele Menschen mit unseren Inhalten zu erreichen. Und wenn Menschen vermehrt im Netz sind, dann wollen wir möglichst zügig und unkompliziert auch dorthin gehen können. Aber „solange es UKW und DAB+ gibt, bleiben wir auch dort“, versicherte Schlesinger weiter. Aber wenn die Nutzungsgewohnheiten irgendwann anders seien, „möchte ich durch einen zukunftsfähigen Staatsvertrag eine höhere Flexibilität haben, um da schneller reagieren zu können“. …. Einen anderen Schwerpunkt sieht der RBB in der Stärkung der Regionalkompetenz. Dafür arbeiten die Studios in Cottbus und Frankfurt (Oder) und die Redaktionen von Antenne Brandenburg und Brandenburg Aktuell zusammen, erklärte der neue RBB-Chefredakteur David Biesinger. Das Netz der Regionalkorrespondentinnen soll dafür auf 14 Mitarbeiter ausgebaut werden.

https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/medien/zwischen-linear-und-mediathek-so-sieht-der-rbb-seine-zukunft/27110622.html

Hinweis: Der rbb hat einen Staatsvertrag aus dem Jahr 2013. Damals waren

  • Snapchat 2 Jahre
  • Instagram 3 Jahre
  • Twitter 7 Jahre
  • Youtube 8 Jahre
  • Facebook 9 Jahre
  • Amazon 18 Jahre
  • Google 15 Jahre

Tiktok gab es noch nicht. Seitdem sind 8 Jahre vergangen. Dies zeigt: Der Staatsvertrag hat den rbb nicht gehindert, die neuen Möglichkeiten zu nutzen und seine Angebote ins Netz zu verlängern bzw. neue Angebote zu entwickeln. Denn der rbb fordert ja keine konkrete Öffnungsperspektive, sondern die Einstellung der terrestrischen Verbreitung für einzelne Welle (zuerst fünf von sieben, jetzt noch zwei von sieben.)

Verheerendes Signal an Freie im RBB

Eine überfällige Reform droht zu scheitern. Gerade noch sah es so aus, als würde ein medienpolitischer und arbeitsrechtlicher Anachronismus im Rundfunk Berlin-Brandenburg endlich auf den Müllhaufen der Geschichte gekippt: Der Ausschluss der rund 1.500 arbeitnehmerähnlichen festen Freien von der betrieblichen Mitbestimmung. Der Entwurf des neuen RBB-Staatsvertrags sah vor, die Degradierung dieser Freien zu Beschäftigten zweiter Klasse endlich aufzuheben: durch ihre Einbeziehung in den Personalrat. …

Die lange versprochene Verbesserung für die Freien dürfe jedenfalls nicht als „Faustpfand im Machtspiel zwischen Regierungen und Parlamenten“ missbraucht werden.

Dass RBB-Intendantin Patricia Schlesinger jetzt auf der Jahrespressekonferenz des Metropolensenders die Absicht dementierte, lineare Radioprogramme zu verdrängen oder abzuschieben, erscheint da nur als schwacher Trost. Solange es UKW gebe, werde der RBB auf UKW bleiben, versicherte sie.

Mit der vorerst gestoppten Novellierung des Staatsvertrags wird auch die auf mehr Diversität abzielende Erweiterung des Rundfunkrats einstweilen auf Eis gelegt.

https://mmm.verdi.de/medienpolitik/verheerendes-signal-an-freie-im-rbb-72849

Patricia Schlesinger am 03.03.3021: “Das Interesse an unseren Inhalten verringert sich nicht, aber von einem Teil der Bevölkerung werden wir nicht mehr gefunden. Die Novellierung des rbb-Staatsvertrags soll jetzt einen neuen Rahmen schaffen, damit der Sender in den kommenden Jahren mit größerer Relevanz agieren kann; genau dafür benötigen wir mehr Spielraum im Netz. Das bedeutet nicht, dass wir morgen eine UKW-Frequenz abschalten, genau dort sind wir gegenwärtig ja extrem erfolgreich. Aber in fünf, sieben oder zehn Jahren kann das sinnvoll sein. Da wir nicht auf Dauer lineare und digitale Angebote parallel verbreiten können, müssen wir uns irgendwann von den analogen Ausspielwegen verabschieden. Wir müssen besser als bisher auf neue Entwicklungen vorbereitet sein, die vielleicht schneller kommen, als wir denken.”

https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/interview-mit-der-rbb-intendantin-patricia-schlesinger-17223680.html