Öffentliche Kritik an der ARD wächst08.07.2021
08.07.2021
Beschwerden erreichen die ARD unentwegt, das sind die öffentlich-rechtlichen Sender gewohnt. Nicht alle Kritik an ihnen ist substanziell. Die offenen Briefe von Autoren und Regisseuren, die zuletzt an die ARD adressiert worden sind, haben jedoch eine andere Qualität. Denn darin geht es nicht um Petitessen und Partikularinteressen, schon gar nicht um ein Querulantentum. Sondern um die grundlegenden Bedingungen für künstlerisches Arbeiten in den Sendern. Damit zusammen hängt der Respekt vor kreativer Leistung und der Umgang mit Auftragnehmern, die beinahe immer am kürzeren Hebel sitzen.
In Summe offenbaren die Proteste sowohl der Hörspiel- wie der Drehbuchautoren und nun auch noch der Filmregisseure, dass grundsätzlich etwas im Argen liegt in der Zusammenarbeit der ARD mit all jenen, die Spiel- und Dokumentarfilme, Hörspiele und künstlerische Features für sie realisieren. Mit deren Hilfe und Kunstschaffen die Öffentlich-Rechtlichen also einen beträchtlichen Teil ihres Programmauftrags in den Bereichen Kultur, Bildung und Unterhaltung erfüllen. ….
Die Fälle, in denen die Arbeit von Regisseurinnen und Regisseuren inzwischen zu einer reinen Dienstleistung für die Sender verkomme, würden sich massiv häufen, sagen sie. Aus Sicht der Regisseure stellt sich für die öffentlich-rechtlichen Sender die Frage, ob sie in Zukunft überhaupt noch filmische Werke haben möchten, die die Handschrift jener tragen, die sie geschrieben und inszeniert haben – oder nur noch austauschbare Massenware. ….
Es fehle der kreative Austausch zwischen den Filmredakteuren der Sender, den Produzenten, den Autoren und den Kreativen am Set. In den Gesprächen mit den Redaktionen stünden statt Diskussionen über Inhalte, Erzählhaltungen, ästhetischer Überlegungen stets formale Punkte im Zentrum: die Zahl der Drehtage, Formatfragen, Budgets. ….
Es sei ja nicht so, dass die Regisseure und Autoren, die Kameraleute und Cutter, die Schauspielerinnen und Schauspieler zu Hunderten ihre Jobs nicht verstünden. Man lasse sie sie inzwischen bloß immer seltener ordentlich machen. Das führe zu einer Frustration, die sich nun für alle sichtbar in dem offenen Brief niederschlägt. Etliche Regisseure beobachten auch, dass es immer schwieriger werde, Fachkräfte zu finden, Produktionsleiter etwa oder Oberbeleuchter.
https://www.sueddeutsche.de/medien/bundesverband-regie-offener-brief-ard-1.5345340