WDR-Newsroom-Chef Brandenburg: „Im Nachhinein ist man immer klüger“
WDR-Newsroom-Chef Brandenburg: „Im Nachhinein ist man immer klüger“
Damit wir das bestmögliche Programm auch nachts senden können, wurde vor zwei Jahren der WDR Newsroom gegründet. Erst seitdem ist die Aktualität überhaupt rund um die Uhr besetzt – und zwar für alle Medien. …. Die Reporter:innen waren gestern am späten Abend seit zehn, zwölf Stunden ununterbrochen im Einsatz, die hatten einen Knochenjob, ihre Crews ebenso, Kamerafrauen und Kameramänner. Und mussten am nächsten Tag in der Frühe für die Primetime wieder ran. Wenn man an so vielen Orten gleichzeitig sein muss und aufgrund der dramatischen Situation auf den Straßen auch nicht die Möglichkeit hat, ohne weiteres zusätzliche Kräfte dorthin zu bringen, ist es eine ganz schwere Abwägung, wo man dann die Priorität setzt. Wir haben uns entschieden, nicht noch gegen Mitternacht eine weitere Fernsehsendung zu starten. Und dass sich die Lage so dramatisch zuspitzt an den Talsperren, war nun mal erst nach Mitternacht ersichtlich. Aber natürlich hätte man in Anbetracht des Ausmaßes in der Nacht entscheiden sollen, dass WDR 2 aus der ARD-Nachtversorgung aussteigt und eine eigene Sondersendung macht.
Nur bedingt wetterfest
Als sich die Unwetterlage gegen Mitternacht dramatisch zuspitzte, war das WDR-Fernsehen kaum präsent. Für eine Anstalt, die ihre Legitimation auch aus der regionalen Verortung zieht, ist das fatal.
Kritik wegen Unwetter-BerichterstattungWDR räumt Versäumnisse ein
Die ARD und besonders der WDR werden kritisiert, nicht angemessen über das Unwetter berichtet zu haben. Im Nachhinein hätte er gerne entschieden, im Radio nach Mitternacht ein eigenes Sonderprogramm zu machen, sagte Stefan Brandenburg, beim WDR verantwortlich für das Aktuelle, im Deutschlandfunk.
Kritik an WDR-Berichterstattung zum Unwetter
Kritiker werfen dem WDR „unterlassene Hilfeleistung“ vor, weil der Sender sein Nachtprogramm nicht unterbrochen hatte. Der verteidigt sich nun.
Obwohl sich eine der schwersten Unwetter-Katastrophen seit 2014 ereignete, die Wupper- und Bever-Talsperre überliefen, in Düsseldorf ein Stadtteil evakuiert wurde, hatte der WDR im Nachtprogramm des Fernsehens so weitergemacht, als sei nichts geschehen. Auf den Radiowellen liefen halbstündlich monothematische Sonderausgaben der Nachrichten. Für Donnerstag wurden „Sondersendungen im Radio und Fernsehen zu Auswirkungen des Unwetters in NRW“ angekündigt.
Die Kritik in den Sozialen Medien fiel entsprechend aus. Der Branchendienst DWDL.de sprach sogar von „unterlassener Hilfeleistung“. ….
In dem Statement des Senders heißt es unter anderem: „Wir teilen die Einschätzung, dass der WDR noch umfangreicher aus Wuppertal hätte berichten müssen, allerdings war das dortige WDR-Studio selbst so stark vom Unwetter betroffen, dass es ab drei Uhr in der Nacht nicht mehr selber senden konnte.“ Die Stadt Wuppertal hatte den Strom aus Sicherheitsgründen abgestellt. Die Regionalnachrichten wurden von den Studios in Düsseldorf und Köln übernommen.
Der WDR hätte auf drohende Überflutungen hinweisen sollen – das forderten Nutzer in den sozialen Medien. Der Sender war jedoch selbst vom Hochwasser betroffen. …. „Übernommen haben die Studios in Düsseldorf und Köln, um mit Regionalnachrichten die Bevölkerung im Bergischen Land informieren zu können. Dafür liefern WDR-Reporter, die in Wuppertal unterwegs sind, die Informationen zu. Das Studio Wuppertal wird gerade mit Hilfe alternativer Übertragungswege wieder livefähig gemacht.“
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/studio-unter-wasser-17439216.html
„Sommer-Highlights“ im Fernsehen, während draußen die Welt untergeht: Wie der WDR eine Vollkatastrophe produzierte.
Von einer „Vollkatastrophe in der Nacht“ spricht Solingens Oberbürgermeister Tim Kurzbach mit Blick auf die Unwetterlage – besser kann man auch das Fernseh- und Radioprogramm des WDR in den Stunden von Mittwoch auf Donnerstag nicht zusammenfassen. In Rheinland-Pfalz und vor allem Nordrhein-Westfalen ertönen Sirenen, Strom fällt aus, „Land und Leute“, sonst im Fokus wirklich jeder WDR-Programmoffensive, stehen unter Wasser, Bürgerinnen und Bürger begeben sich in die Notunterkünfte, suchen Schutz vor den Flutwellen. Menschen sterben. Der WDR, sonst eine verlässliche Größe im Kameraschwenk über nordrhein-westfälische Talsperren, spielt unbeirrt launige Musik in der ARD-Popnacht, nachdem er immerhin in den eigenen Radionachrichten nachts um eins markiert hat, es gehe im Empfangsgebiet „um Leib und Leben“. … Wer verlässliche, aktuelle Nachrichten suchte, schaute besser auf Kanäle der Städte und Einsatzkräfte in den sozialen Medien. Oder gleich bei Bild. Dort hatte man früh die Systeme hochgefahren und ließ Donnerstag früh die Breaking-Muskeln spielen. Wenn Bild nächsten Monat seinen TV-Sender eröffnet, um sich statt feuilletonistischen Fragen aller Art exakt diesen Katastrophen zu widmen, wird die systematische Behäbigkeit des WDR noch schreiender auffallen.
https://www.sueddeutsche.de/medien/unwetter-wdr-abspann-1.5353263
Der Newsroom entscheidet in der Nacht für alle WDR-Angebote. Und dort wurde entschieden, dass alle 30 Minuten – zusätzlich zu Reporter:innen-Schalten in den Sendungen – Sonderausgaben der Nachrichten auf allen Radiowellen laufen.