Massaker der Israelischen Armee am 14.5.2018

Bildquelle: 14.05.2018, Auseinandersetzungen in den Palästinensischen Autonomiegebiete | Bild: dpa-Bildfunk/Wissam Nassar
Massaker der Israelischen Armee am 14.5.2018
Der Gazastreifen stehe vor einer „epischen“ Krise, nachdem die israelischen Streitkräfte bei den jüngsten Protesten Hunderte von Palästinensern getötet und verletzt haben, warnte das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK).
Robert Mardini, der die Operationen des IKRK im Nahen und Mittleren Osten leitet, sagte am Donnerstag in Genf, dass die gewaltsame israelische Reaktion auf die jüngsten Demonstrationen „eine Gesundheitskrise von beispiellosem Ausmaß“ ausgelöst habe. So hätten etwa 1.350 Personen komplexe Verletzungen und würden jeweils zwischen drei bis fünf Operationen benötigen. Es bestehe Bedarf an „insgesamt mehr als 4.000 Operationen, von denen die Hälfte von IKRK-Teams durchgeführt wird“. Eine solche Anzahl von Fällen würde jedes Gesundheitssystem der Welt überfordern.
Der ganze Gazastreifen sei „ein sinkendes Schiff“. Während sich das Gesundheitspersonal direkt auf die „Rettung von Leben und Gliedmaßen“ konzentriere, litten andere Gesundheitsdienste, beispielsweise während der Geburt eines Kindes oder um auf einen Herzinfarkt zu reagieren.
„Diese epische Gesundheitskrise ereignete sich vor dem Hintergrund multipler, langwieriger, chronischer Krisen, die alle Lebensbereiche in Gaza betreffen.“
Die humanitäre Organisation habe an die Spender appelliert, das Budget um 5,3 Millionen Dollar zu erhöhen, um die medizinische Versorgung, zusätzliche Betten und weitere dringend benötigte Hilfen zu finanzieren.
Seit dem dem Beginn einer Reihe von Protesten im März, die unter dem Namen „The Great March of Return“ bekannt wurden, um das Recht auf Rückkehr für die Vertriebenen aus ihrem Heimatland einzufordern, sind die Spannungen am Gaza-Zaun hoch. Die Zusammenstöße in Gaza erreichten ihren Höhepunkt am 14. Mai 2018, dem Vorabend des 70. Jahrestages des Nakba-Tages (dem Tag der Katastrophe), der in diesem Jahr (rein zufällig?) mit dem Umzug der US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem zusammenfiel.
Mindestens 65 Palästinenser wurden getötet und mehr als 2.700 verletzt, als die israelischen Streitkräfte am 14. Mai mit Scharfschützen, Panzerfeuer und Tränengas gegen die Gaza-Demonstranten vorgingen. Nach Angaben des IKRK wurden mehr als 13.000 Palästinenser verletzt, darunter mehr als 3.600 durch scharfe Munition – zum Teil mehrfach. Es gab fast 5.400 Verletzungen der Gliedmaßen.
„Gewöhnliche Menschen“, die schon mal Knochenbrüche oder anderweitige schwere Verletzungen als Folge von Unfällen zu beklagen, oder Angehörige mit entsprechenden Leidensgeschichten zu begleiten hatten, wissen um die Torturen, die man selbst im zivilisierten Westen bis zur vollständigen Genesung durchleiden muss. Wie erklären sich die oft kaltschnäuzigen Kommentare (Ob da mitunter auch Christen dabei sind?) angesichts des tausendfachen Leides der Palästinenser, die sich gegen einen übermächtigen Besatzer zur Wehr setzen und in ihrer aktuellen Situation in Gaza kaum eine Chance auf ein sinnvolles und glückliches Leben für sich uns ihre Kinder haben. Die Palästinenser sind nicht schuld am historischen Leid der Juden, Juden sollten nicht schuld sein am Massenmord an palästinensischen Protestlern und die Welt sollte nicht weiterhin die Augen vor diesem Unrecht verschließen.
Vor einigen Tagen erreichte uns die Programmbeschwerde eines Münchener Musikers, der die Berichterstattung des Bayerischen Rundfunks zum Thema monierte.
Programmbeschwerde: Massaker der Israelischen Armee am 14.5.2018
„Ich schäme mich für den Bayerischen Rundfunk, der (wie fast alle anderen Leitmedien auch) das Massaker der israelischen Armee an palästinensischen Demonstranten mit 50 Toten und über 1000 Verletzten am 14.5.2018 als Konfrontation zwischen Israelis und Palästinensern darstellt.
Ihre Darstellung vermittelt den Eindruck eines Konflikts zwischen 2 gleichgestellten Konfliktparteien. Auf der einen Seite gewaltbereite palästinensische Demonstranten, die von der Hamas aufgehetzt sind. Auf der anderen Seite die israelische Armee, die gegen diese gewaltbereiten Demonstranten vorgeht.
Aber das hat wenig mit der Realität zu tun. Auf der einen Seite sind etwa 40000 unbewaffnete Demonstranten, die gegen die Vertreibung ihrer Familien durch die Staatsgründung Israels demonstrieren. Auf der anderen die israelische Armee, die mit der Deckung der israelischen Regierung ein Massaker an diesen Demonstranten verübt.
Mir ist es ein Rätsel, dass sie nicht über die genaueren Umstände des Massakers berichten:
– die israelische Armee schießt den Demonstranten gezielt in die Beine;
– auch Menschen in den hinteren Reihen der Demonstranten wurden erschossen;
– sie benutzt dazu teilweise Munition die beim Aufprall auseinanderbricht, um größere Wunden zu verursachen;
– das Tränengas wird auch von Drohnen über den Demonstranten abgeworfen;
– die Demonstranten sind unbewaffnet, niemand schoss auf die israelische Armee.
Diese Informationen stammen von Sharif Abdel Kouddous, der für das amerikanische Nachrichtenmagazin DemocracyNow live aus Gaza berichtete. Warum berichtet der bayerische Rundfunk nicht direkt aus Gaza? Es gibt doch sicher noch genug Journalisten, die dankbar wären über die Lage vor Ort zu berichten.
Leider fiel die Berichterstattung über Gaza in B5 kurz vor 13 Uhr sogar komplett aus dem Nachrichtenblock. Der Aufmacher des Nachrichtenblocks war das Urteil über die Zulassung von Autokameras bei Prozessen über Autounfälle.
Stattdessen brachte Bayern 5 am 15.5.2018 ein Interview mit einem deutschen Korrespondenten aus Tel Aviv, der sagte, dass es an der Hamas liegt, ob sich die Lage beruhigt oder nicht. Das ist grotesk. Die Lage eskaliert ja nicht durch die Demonstranten, sondern durch das unmenschliche Verhalten der israelischen Armee. Es wäre ein leichtes den Soldaten den Einsatz von scharfer Munition zu untersagen.
Das Massaker der IDF war eines der gravierendsten Menschenrechtsverletzungen der letzten Jahrzehnte.
Wäre das Thema auch zu gleicher Zeit aus dem Nachrichtenblock gefallen, wenn gestern 50 israelische Demonstranten getötet und über 1000 von palästinensischen Sicherheitskräften verletzt worden wären?
Wenn die Wertigkeit von Menschenleben in der medialen Berichterstattung so klar von religiöser, ethnischer und politischer Bündniszugehörigkeit abhängt, kann man nicht mehr von journalistischer Objektivität sprechen.
In der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt auf Bayern 5 (und den gesamten deutschen Leitmedien) ist diese journalistische Objektivität den verantwortlichen Programmgestaltern jedenfalls ganz klar abhandengekommen und das empfinde ich als beschämend.
Christian Schantz“
PS: Einen anderen meines Erachtens seriösen Artikel zum Geschehen finden Sie hier:
Ivanka Trump Opens U.S. Embassy in Jerusalem During Israeli Massacre of Palestinians in Gaza
Edit: Fehler in der Überschrift bereinigt. Vielen Dank für den Hinweis.