94 Prozent Zustimmung: Klare Sache bei NDR-Intendantenwahl
Ein Mann des Nordens: Der Journalist Hendrik Lünenborg wird Intendant des NDR. Für diese Entscheidung haben die Gremien des Senders neun Monate gebraucht. Der Neue indessen will Tempo machen.
https://www.sueddeutsche.de/medien/ndr-intendant-luenenborg-wahl-li.3253638
Mit überragendem Ergebnis: Hendrik Lünenborg zum Intendanten des NDR gewählt
Der Rundfunkrat des Norddeutschen Rundfunks hat den bisherigen Direktor des Landesfunkhauses Hamburg, Hendrik Lünenborg, am Freitag mit 50 Stimmen (bei einer Gegenstimme und zwei Enthaltungen) zum neuen Intendanten des Senders gewählt. Seine Amtszeit beginnt am 1. September.
Vor seinem überragenden Wahlergebnis hatte sich Lünenborg bei seiner Vorstellung souverän gezeigt. Er pries die „innere Rundfunkfreiheit“ im NDR, die er seit seine ersten Tagen als Volontär im Sender genossen habe und verteidigen werde. „Ich kenne den NDR sehr, sehr gut“, sagt er. Deswegen wisse er auch, wie man ihn verändern könne. Der NDR sei ein fester Bestandteil der linearen Welt, genauso selbstverständlich müsse er dies in der digitalen Welt sein. Es gelte, in die eigenen Plattformen und Apps zu investieren, die Abhängigkeit von den großen Netzplattformen zu reduzieren. Dafür müsse man Budgets umschichten. „Veränderung ist das neue Normal“, sagte Lünenborg. Es gehe bei Veränderungen nicht nur, aber auch um Tempo.
Den Mitarbeitern und dem Publikum wolle er auf Augenhöhe begegnen und dem Wunsch entsprechen, dass sie im Programm vorkommen.
Hendrik Lünenborg ist in einem entscheidenden Punkt der komplette Gegenentwurf zu Sandra Harzer-Kux: Denn Harzer-Kux kommt nicht aus dem öffentlich-rechtlichen Betrieb. Womöglich hat sie das die entscheidenden Stimmen gekostet. Wiewohl es auch etliche Menschen gibt, die genau das begrüßt hätten: Dass einmal jemand von außen die Dinge anpackt. Lünenborg indessen hat nie woanders gearbeitet: Er hat in Osnabrück Politik und Geschichte studiert und 1994 als freier Mitarbeiter beim NDR begonnen. Es folgte ein Volontariat, anschließend war er landespolitischer Korrespondent in Hannover, Planungsredakteur bei NDR Info, Teamleiter bei der jungen Welle N-Joy. Und zweimal Leiter der Intendanz, einmal unter Lutz Marmor und dann noch einmal unter Joachim Knuth, den er nun ablöst. […]
„Es mangelt uns nicht an Erkenntnissen. Aber manchmal verzetteln wir uns. Wir müssen unsere Strukturen so verändern, dass Tempo möglich ist“, sagte er in seiner Bewerbungsrede, in der er immer wieder auch mit Selbstironie auf sich blickte. „Ich möchte, dass eine Lust entsteht, sich weiterzuentwickeln. Veränderung ist das neue Normal.“
Um das zu erreichen, möchte Lünenborg Hierarchien abbauen und sicherstellen, dass jeder im Sender angstfrei arbeiten könne.
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50 Mitglieder des Rundfunkrates stimmten am Ende für Lünenborg, 36 Stimmen hatte er für die notwendige Zweidrittelmehrheit benötigt.
Die mehr als 94 Prozent Zustimmung (bei einer Nein-Stimme und zwei Enthaltungen) sind ein mehr als deutliches Ergebnis – und wohl auch Ausdruck der großen Ungewissheit, die eingetreten wäre, hätte auch Lünenborg die Wahl nicht geschafft. […]
Bei der Vorstellung vor dem Gremium machte er eine gute Figur und konnte, anders als Sandra Harzer-Kux, mehrfach auf seine Erfahrungen im NDR verweisen. Eine Nachfrage, ob nicht auch ein Blick von außen gut sei, parierte er mit einem Verweis auf seine verschiedenen Stationen im Sender.
https://www.dwdl.de/nachrichten/102418/94_prozent_zustimmung_klare_sache_bei_ndrintendantenwahl/
50 von 53 Stimmen gingen an Lünenborg. Es gab eine Nein-Stimme und zwei Enthaltungen. Der künftige Intendant sagte nach der Wahl, er spüre starken Rückenwind durch dieses Ergebnis. „Ich bin froh und werde mein Bestes geben.“ […]
Der NDR-Intendant muss die Wirtschaftspläne in unsicheren Zeiten aufstellen – ohne zu wissen, wie sich der Rundfunkbeitrag entwickeln wird. Der Senderchef muss wegen seines großen Sendegebiets Kontakt zu gleich mehreren Landesregierungen im Norden halten, um auch dort für die Belange des Rundfunks zu kämpfen.
Der designierte NDR Intendant Hendrik Lünenborg: „Ich bedanke mich für das Vertrauen, das mir erst der Verwaltungsrat und dann der Rundfunkrat ausgesprochen haben. Ich werde mich gemeinsam mit allen NDR Mitarbeitenden dafür einsetzen, dass der NDR stark und vor allem unabhängig bleibt. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen wir uns verändern und die digitale Transformation konsequent vorantreiben. Damit der NDR auch in der digitalen Welt eine Selbstverständlichkeit wird.“
https://www.presseportal.de/pm/6561/6036013
Dr. Nico Fickinger, Vorsitzender des NDR Rundfunkrates: „Hendrik Lünenborg verfügt über einen klaren Kompass, wie den Herausforderungen des Reformstaatsvertrages zu begegnen, die nötige Transformation zu gestalten und die Regionaloffensive voranzutreiben ist. Er ist ein kommunikationsstarker und führungserfahrener Teamplayer mit fundierten journalistischen Kenntnissen, der authentisch den begonnenen Kulturwandel verkörpert und engagiert fortsetzen wird. Wir trauen ihm zu, dass er den NDR zukunftsfest aufstellen kann: mit Gestaltungsfreude und Durchsetzungskraft, aber auch mit viel Empathie, Leidenschaft für die Sache und der gerade in schwierigen Zeiten nötigen Zuversicht.“
