ÖRR: Vom Fachjournalismus zum Faktenfinder

Erfundene Nachrichten, falsche Tatsachenbehauptungen, schräge Informationen: Im ÖRR grassieren Fake News. Die Ursache ist leicht auszumachen: Der Abbau des Fachjournalismus. […]

In der Tat sind die Spezialkenntnisse von Fachjournalisten nicht nur die Basis für eine enorme Recherchetiefe in kurzer Zeit, sondern auch für die Unabhängigkeit der journalistischen Arbeit.

Sie machen Fachjournalisten nämlich gegen Manipulationen von Interessenverbänden oder Herstellern, aber auch Politikern ein Stück weit immun. Diese Profis nutzen ihr Fachwissen, um einseitige oder schräge Ideen ihrer Chefs vom Dienst, Redaktionsleiter oder Abteilungsleiter abzuwehren. Das hat in der Vergangenheit so manche einseitige Berichterstattung verhindert. […]

Fachjournalismus ist aber für eine fundierte Meinungsbildung in der Gesellschaft unverzichtbar. […]

Diese Zeiten aber sind vorbei. Denn genau dieses Paradigma wird von Intendanten, Programmdirektoren, Hauptabteilungsleitern und Abteilungsleitern massiv bekämpft. Sie wollen weg von der ereignisorientierten oder wissensorientierten journalistischen Strategie, die bis in die 2000er-Jahre in den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten überwog. […]

Konsequenzen werden auch nach der Kritik an grottenfalscher Berichterstattung in der Regel nicht gezogen. In den wenigsten Fällen findet eine transparente Richtigstellung statt. […]

Warum aber wird der Fachjournalismus in den öffentlich-rechtlichen Anstalten abgeschafft? Warum werden Fachjournalisten seit einigen Jahren regelrecht vergrämt?

Dahinter steckt der Ansatz des New Journalism. Die Hierarchen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks erhoffen sich von diesem New Journalism wieder Relevanz und Akzeptanz vor allen Dingen bei einem jüngeren Publikum. Dass sie diese Akzeptanz mit ständigen Verstößen gegen journalistische Standards verspielt haben, fällt ihnen dabei nicht auf.

https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/tv-medien/vom-fachjournalismus-zum-flachjournalismus-li.2328125