Welchen Wert haben öffentlich-rechtliche Medien, die ausgerechnet am Programm sparen?

Grundsätzlich, heißt es, sei man ja für die öffentlich-rechtlichen Sender, aber … Was jetzt dringend zu tun wäre, um diese endlich zu reformieren. […]

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist von der Verfassung vorgesehen als Demokratie-Ermöglicher, und zwar dank seiner inhaltlichen Qualität. Wäre die Demokratie ein Haus, dann wäre der öffentlich-rechtliche Rundfunk in der Theorie ein hervorragender Meisterbetrieb, der den Eigentümern erklärt, wie es um das Haus so steht, was vielleicht merkwürdig aussieht und dennoch gut funktioniert und worum man sich jetzt doch mal dringend kümmern müsste. […]

Wie viele echte Freunde hat der öffentlich-rechtliche Rundfunk wirklich? […]

Seit Jahren scheitern die Ministerpräsidenten der Länder als Gesetzgeber daran, mit der erforderlichen Einstimmigkeit den Rundfunk zu verkleinern. Dann würde er erstens weniger Geld für Verwaltung statt für Journalismus ausgeben. Und zweitens würde er nicht jedes Mal wegen des ständig steigenden Rundfunkbeitrags zum billigen Wahlkampfthema und zum Fall für das Bundesverfassungsgericht. Seit Jahren klingen die ARD-Verantwortlichen so, als lägen sie in den Presswehen für ein ganz neues, schlankes Rundfunkwesen. Aber niemand wollte bis vor Kurzem so weit gehen, dass – nur zum Beispiel – die Gehaltsabrechnungen aller neun Sender aus einer Hand kommen oder die technischen Standards vereinheitlicht werden. […]

Sind also die Ministerpräsidenten der Länder wirklich Freunde des öffentlich-rechtlichen Rundfunks? Oder sind sie Freunde ihres Landesvater- und -muttertums, zu dessen Privilegien eben ein kompletter eigener Sender gehört, sei er noch so unrentabel und teuer? […]

Und die Intendanten: Sind sie wirklich – ja, harte Frage – Freunde des öffentlich-rechtlichen Rundfunks? Oder sind sie Freunde der Legende dieses Rundfunks – Freunde des Bewährten, statt Neues und Schwieriges zu wagen? […]

Ausgerechnet beim Programm wird gespart

Und wo eigentlich sind die Freunde der Journalistinnen und Journalisten, die in den Sendern das Programm machen, meistens übrigens als freie Mitarbeiter? Der Menschen, die in den Redaktionen mit dem Druck ständig neuer Sparrunden arbeiten, weil das Geld fehlt, ausgerechnet hier beim Programm – weil jeder ARD-Sender immer weiter seine eigene Verwaltung mitschleppt? Wo sind die Freunde der Kreativen und Ideenbringer, die gegen Wände laufen, bis sie es sein lassen? Der Menschen, denen ARD, ZDF und Deutschlandradio doch alles verdanken, was sie an Rückhalt der Beitragszahler haben?

https://www.sueddeutsche.de/meinung/oeffentlich-rechtlicher-rundfunk-ard-zdf-zukunftsrat-kommentar-lux.Y98oKa4WqMwU6vhmRE49cV