Der Ukrainekrieg für Dummies

Quelle Beitragsbild: Brennende Stadt in Serbien 1999 (Quelle: Wikipedia)
Als vor vielen Jahren die Welt noch „gut“ war und man sich von den Ängsten des Kalten Krieges ein wenig distanzieren konnte, rückten andere Dinge wieder in den Diskussionsvordergrund. So kam es in einer kleinen privaten Runde zum Thema Religion zu folgender Aussage, die mir über die Jahre hinweg immer wieder ins Gedächtnis zurückkehrte – nicht zuletzt, wenn der eine oder andere in- oder ausländische Politiker seine Religion zum Gegenstand einer Diskussion machte:
Kein Wunder, dass das Christentum so ein Verkaufsschlager ist. Es versorgt seine Kunden mit kindlich einfachen Universalantworten auf jede nur denkbare Frage und reduziert darüber hinaus (wenn man so will) die gesamte erfahrbare Realität auf die Komplexität eines Groschenromans. Einfach nur genial.
Diese Aussage trifft übrigens nahezu auf alle monotheistischen Religionen zu, auch wenn einige davon nicht aus dem „europäischen Kulturkreis“ stammen. Markantestes Merkmal dieser Glaubensgemeinschaften im Zusammenhang mit diesem Artikel ist aber Anspruch jeder dieser Religionen, dass sie die einzig richtige sei und alle anderen zumindest fragwürdig, wenn nicht gar gänzlich falsch. Diese Ausprägung zeigte sich im Laufe der Geschichte auf die eine oder andere dramatische Weise und keines der betroffenen Länder, Nationen oder Glaubensgemeinschaften muss sich dabei hinter der anderen verstecken, auch wenn radikale Islamisten derzeit die prägnante Hauptrolle übernehmen.
Doch zurück zu unserem aktuellen Groschenroman. Bereits zu Beginn des Konfliktes zwischen der Ukraine und Russland schaltete die deutsche Medienlandschaft komplett auf ein Niveau herunter, dass es selbst dem unwilligsten Nachrichtenzuschauer hätte angst und bange werden müssen. Niemand hätte jedoch erwarten können, dass sich unsere Medienlandschaft von dieser kurzen Infektion nicht wieder erholen würde. Stattdessen werden die wichtigsten Nachrichtensendungen von ARD und ZDF Tag für Tag zu einer Karikatur dessen, wofür qualitative Medienarbeit eigentlich steht. Und auch das wurde auf diesen Seiten mehrfach kritisiert.
Was wir sehen, sind emotional aufgeputschte Versatzstücke der eigentlichen Nachrichten, dramatische Bilder, leidende Menschen. Doch geht man auch nur ein wenig auf emotionalen Abstand und versucht, wirkliche Fakten aus den Nachrichten zu ziehen, stößt man schnell auf eine sehr oberflächliche Aneinanderreihung von sich sehr stark ähnelnden, wenig aussagekräftigen Behauptungen, die immer wieder die selben Worthülsen verwenden. Nicht selten unterfüttert man dies dann noch mit wohlbekannten (mittlerweile nur noch aus der Schule bekannten) Begriffen aus dem Kalten Krieg, welche schon damals eigentlich nur absurd waren. Doch damals hatte die NATO und der „Westen“ ja noch einen Gegner.
Schauen wir doch mal genauer hin:
Der Donbass und seine Separatisten
Man muss schon Glück haben, wenn in irgendeiner politischen Diskussionsrunde oder auch in den Nachrichten erwähnt wird, dass es den Donbass als Region gibt, in dem auch Menschen mit eigenem Willen leben. Das ist keineswegs selbstverständlich, denn es führt ja ausschließlich Russland Krieg gegen die Ukrainer. Man würde sich wünschen, dass ein Reporter der dem Namen seiner Profession alle Ehre macht, einem unserer Politiker mal die Frage stellen würde, was denn im Donbass VOR dem 24. Februar 2022 geschah? Denn aus irgendeinem Grund fällt über die Geschichte des Donbass vor diesem Datum nahezu kein Wort mehr, außer man erwähnt, dass da „Separatisten“ am Werk seien und auch die Krim von Russland besetzt worden sei. Hintergrundwissen ist nämlich ungewünscht. Wollen die Katalanen von Madrid weg, die Schotten von London oder gar die Taiwanesen von Bejing, dann ist das alles der freie und demokratische Willen der dortigen Bevölkerung. Und gerade in Taiwan setzen sich die USA und der Westen aktuell besonders stark für diese Unabhängigkeitsbestrebungen ein. Dass die mehrheitlich ethnisch-russische Bevölkerung im Donbass sich gegen die im Rahmen des Putsches auf dem Maidan an die Macht gekommene Regierung und deren anti-russischen Maßnahmen und Gesetze (ja, davon hört man bei uns auch wenig) wandte und als autonome Gebiete innerhalb der Ukraine (wer hätte es gedacht?) unabhängig werden wollten, ist jedoch nicht der freie demokratische Willen der dortigen Bevölkerung? Was die dortige Bevölkerung ab 2014 erlebte, sieht man hierzulande nicht oft, oder will es nicht (mehr) sehen:
Wenn Politik und Medien sich der Ideologie des Kalten Krieges und alter Feindbilder hingeben, dann kann das alles nur vom Kreml gesteuert worden sein. Das dies alles durch Moskaus wiederholter Ablehnung gegenüber den Beitrittsgesuchen der Donbass-Republiken bis Anfang 2022 ad absurdum geführt wird, muss nicht weiter stören, denn den Fakt erfährt ja bei uns auch niemand mehr.
Dabei würde oft schon – wie in diesem Beitrag aufgeführt – ein Blick auf die Landkarten reichen, um zu sehen, wie der Sachverhalt in dieser Region ist. In unserem Groschenroman aber sind das für den deutschen Leser zu viele unnötige Details. Weiterlesen ›