Umfragen – Ein Wunschkonzert der Auftraggeber

Umfragen – Ein Wunschkonzert der Auftraggeber

„Es gibt drei Arten von Lügen: Lügen, verdammte Lügen und Statistiken.“ Benjamin Disraeli

Als ob es in den vergangenen Monaten nicht schon genügend Umfragen zur Glaubwürdigkeit der Medien gegeben hätte, die mehr oder weniger verstörende Ergebnisse zu Tage förderten, sah sich jüngst auch der WDR dazu veranlasst, eine eigene Umfrage beim Kooperationspartner der ARD, infratest dimab, in Auftrag zu geben.

WDR umfrage

Über die Gründe für diesen Auftrag kann man nur spekulieren, offenbar hat der WDR noch immer zu viel Geld in der Portokasse. Man kann sich ungefähr ausrechnen, was die erneute Umfrage gekostet haben könnte, wenn man die Preisliste von Forsa zu Rate zieht. Ein freier Mitarbeiter käme mit diesem Betrag eine Weile über die Runden. Es ist natürlich auch denkbar, dass infratest dimab seinem Kooperationspartnern Rabatte gewährt, aber unter dem Gesichtspunkt des Mitnahmeeffektes halte ich das eher für unwahrscheinlich.

Die Umfrage des WDR zur Glaubwürdigkeit der Medien wurde in Form einer repräsentativen Zufallsauswahl anhand computergestützter Telefon-Interviews (CATI) durchgeführt. Grundgesamtheit war auch hier die wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland ab Volljährigkeit. Es wurden 750 Personen im Zeitraum 29. bis 30. 10.2015 befragt. Insgesamt wurden 10 Fragen mit Auswahlmöglichkeiten gestellt.

„Lügenpresse“ hat keine Mehrheit titelt der WDR zur Feier des Tages am 31.10.2015 auf seiner Onlineseite und beginnt den Artikel schon mit einer faustdicken Lüge.

„Mit dem alten Nazi-Kampfbegriff „Lügenpresse“ bringen die Anhänger der „Pegida“-Bewegung gerne ihre Verachtung für die Medien zum Ausdruck.“

Es wurde inzwischen mehr als reichlich darauf hingewiesen, dass der Begriff „Lügenpresse“ zwar über eine beachtliche Historie verfügt, jedoch die mediale Darstellung als „alter Nazikampfbegriff“ bewusst verkürzt wird, um Medienkritiker aller Couleur pauschal in die rechte Ecke stellen zu können. Medienvertreter, die diesen Blödsinn bewusst und immer wieder gebetsmühlenartig und wider besseres Wissen widerkäuen, sollten sich langsam mal auf ihr Berufsethos besinnen oder zur Kenntnis nehmen, dass sie mit dieser Verhaltensweise selbst an ihrem eigenen Niedergang mitwirken. Was sollen Rezipienten mit Medienvertretern anfangen, von denen sie je nach Belieben als Nazis oder als Verschwörungstheoretiker beschimpft werden, wenn sie sich der veröffentlichten Meinung nicht anschließen wollen? Misstrauen gegenüber Medien gab es schon immer und nicht erst seit der Ukrainekrise – allerdings hat es sich seither ungeahnt deutlich Gehör verschafft.

„Wer die Wahrheit nicht weiß, der ist bloß ein Dummkopf. Aber wer sie weiß, und sie eine Lüge nennt, der ist ein Verbrecher!“ Bertholt Brecht in „Das Leben des Galilei“

Zur Erinnerung: Der Vorwurf der Lügenpresse ist alles andere als neu. Den Vorwurf, die Presse würde lügen, gab es schon vor über 200 400 Jahren, der Begriff „Lügenpresse“ wurde vor fast genau 100 Jahren erstmals öffentlich verwendet.der Begriff „Lügenpresse“ scheint vor fast genau 175 Jahren erstmals öffentlich verwendet worden zu sein. Neu ist, in welchem politischen Kontext der Begriff gebraucht wird und wie Medienkritiker mit seiner Hilfe kollektiv und simplifizierend von jenen, die sich permanent angesprochen fühlen, in die rechte Ecke verbannt werden.

Zurück zur Umfrage des WDR zur Glaubwürdigkeit der Medien und zu den einzelnen Fragen:
Meiner Meinung nach sind die Fragen zu allgemein, teils manipulativ und irreführend. Wenn eine gewisse empirische Relevanz hergestellt werden soll, dann müsste das einzelne Medium abgefragt werden und nicht lediglich der unspezifizierte Sammelbegriff (DIE Medien) oder die Übertragungsart. Das gleiche gilt für Zeitungen und das Internet. Wer zum Beispiel DAS Internet als am wenigsten glaubwürdig erachtet, der könnte damit unter Umständen auch die Onlineangebote der Polizei, der Bundesregierung oder der Tagesschau meinen. Wenn den öffentlichen-rechtlichen Sendern tendenziell höheres Vertrauen entgegen gebracht wird, so ist das schlicht und ergreifend Ausdruck einer logisch begründeten Erwartungshaltung gegenüber DEN Angeboten, die durch die Zahlung des Rundfunkbeitrages und des gesetzlichen Auftrages in besonderem Maße legitimiert sind. Jeder durchschnittlich verständige Bürger dieser Republik hat schon irgendwann einmal vom gesetzlichen Auftrag öffentlich-rechtlicher Rundfunkanstalten gehört und weiß, dass es bestimmte Grundsätze gibt, die einzuhalten sind.

„Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten haben bei der Erfüllung ihres Auftrags die Grundsätze der Objektivität und Unparteilichkeit der Berichterstattung, die Meinungsvielfalt sowie die Ausgewogenheit ihrer Angebote zu berücksichtigen.“

Auf gut Deutsch – die Öffentlich-rechtlichen haben ganz einfach per Gesetz nicht zu lügen. Und aus diesem simplen Selbstverständnis dürfte auch, zunächst als Vertrauensvorschuss, bei der Meinungsumfrage die höhere Zustimmung erwachsen.

Wenn Professor Pörsken im Interview die Frage gestellt wird: „72 Prozent sprechen nicht von „Lügenpresse“. Ist doch eigentlich gut, oder?“ dann hätte er als Medienwissenschaftler antworten müssen, dass diese verkürzte Darstellung von Medienkritik bei weitem nicht das aktuelle Problem ist und vor allem hätte er die völlig untaugliche Umfrage als solche identifizieren müssen.

Zur Umfrage im Einzelnen:

1.) Institutionenvertrauen – Ich nenne Ihnen jetzt eine Reihe von Einrichtungen und Organisationen. Bitte sagen Sie mir für jede, wie viel Vertrauen Sie in sie haben: sehr großes Vertrauen, großes Vertrauen, wenig Vertrauen oder gar kein Vertrauen?

Interessant ist hier zunächst die Gleichsetzung von Institutionen wie Polizei oder Bundestag mit Medien. Man lässt die ausgewählten Personen Äpfel mit Birnen vergleichen. Insbesondere die Platzierung des Internets an letzter Stelle der Glaubwürdigkeitsskala lässt auf die unsaubere Fragestellung schließen. Wenn die Befragten ihr Misstrauen in das Internet eventuell damit begründen, dass Konzerne wie Google oder Facebook in ihre Privatsphäre eindringen und die Nutzer ausspähen, so basiert dies noch immer auf dem individuellen Verhalten – sprich, man kann das aktiv durch entsprechendes Nutzerverhalten beeinflussen. Bei den klassischen Medien kann man das nicht. Da die klassischen Medien natürlich auch als Sprachrohre für Wirtschaft, Bundesregierung, Kirche, Gewerkschaften ec. fungieren, ist es sehr seltsam, dass in der Umfrage dem Medium teilweise mehr Vertrauen gegenüber gebracht wird als der Institution.

2.) Qualität des Informationsangebots der deutschen Medien – In Deutschland gibt es viele und unterschiedliche Medienangebote: Zeitungen und Zeitschriften, Radio und Fernsehen sowie Internet. Ist das Informationsangebot der Medien bei uns alles in allem sehr gut, gut, schlecht oder sehr schlecht?

Eine Korrelation zwischen Menge („viele unterschiedliche Medienangebote“) und Qualität bzw. Glaubwürdigkeit der Medien ist auch beim besten Willen nicht herstellbar. Insofern ist weder die Frage noch die Antwort zu gebrauchen.

3.) Vertrauen in die deutschen Medien – Wenn Sie an die Medien in Deutschland denken. Ist da Ihr Vertrauen in den letzten Jahren gestiegen, gesunken oder hat sich da nicht so viel geändert?

Die Aussagen nach gestiegenen und gesunkenen Vertrauen kann man ja noch einigermaßen einordnen, aber was ist mit dem Mittelbalken? Wenn sich nichts geändert hat – wie war das Verhältnis früher? War es zustimmend oder ablehnend? Ist diese Auswahlmöglichkeit als Enthaltung zu werten?

4.) Glaubwürdigkeit der Informationen in den deutschen Medien – Halten Sie die Informationen in den deutschen Medien alles in allem für glaubwürdig oder für nicht glaubwürdig?

„Alles in allem“ ohne Spezifikation heißt: Man mixe die Junge Freiheit mit Jungle World, gebe eine Prise Arte und ein paar Spritzer RTL dazu und garniere das Ganze mit einem Hauch GALA. Danach schüttle man die Mischung gut durch, hebe das Angebot von Axel Springer unter und serviere dazu eine Portion ZDF- heute. Warum fragt man nicht konkret nach relevanten Angeboten? Beispielsweise hätte RTL-aktuell mit der Tagesschau verglichen werden können, oder die Welt mit dem Freitag. Ich könnte die Frage, so wie sie hier in der Umfrage gestellt wurde, überhaupt nicht guten Gewissens beantworten.

5.) Glaubwürdigkeit der Informationen in den deutschen Medien – Ich nenne Ihnen jetzt einige Medien. Sagen Sie mir bitte jeweils, ob Sie diese für glaubwürdig oder für weniger glaubwürdig halten?

Neutral, spezifiziert und in Ordnung. Öffentlich-rechtliches Radio an erster Stelle. Toll.

6.) Hauptsächliche Informationsquellen über das politische Geschehen – Aus welchen Medien beziehen Sie hauptsächlich Ihre Informationen über das politische Geschehen?

Auch neutral und in Ordnung in der Fragestellung, aber vom Ergebnis her merkwürdig. Wenn das öffentlich-rechtliche Radio am glaubwürdigsten ist (vorhergehende Frage), warum ist es dann nicht das bevorzugte Medium zur politischen Information und mit 8% soweit abgeschlagen hinter ÖR Fernsehen, Internet und Tageszeitungen? Der Hang zu einer gewissen Konsistenz bei der Beantwortung der Fragen scheint bei den Befragten nicht besonders ausgeprägt zu sein.

7.) Bewertung genutzter Informationsquellen (Top 3) – Würden Sie sagen, hauptsächlich genutzte Informationsquelle] ist insgesamt…

Ich weiß nicht, was „mutig“ in dieser Skala verloren hat, schließlich leben wir nicht in einer Bananenrepublik. „Mutiges“ Internet – echt putzig. „Ehrlich“ und „glaubwürdig“ hätte man zusammenfassen können. „Angepasst“, an was genau, wenn man z. B. die Tageszeitungen bewertet? An die jeweils politische Ausrichtung des Mediums, an die Unternehmensleitlinien, an die Regierungsmeinung, an den Mainstream? Es gibt in diesem Land für jede politische Präferenz das entsprechende Blatt, Angepasstheit der Inhalte inklusive, was man dann wiederum auch „einseitig“ nennen könnte.

8.) Vorwurf der „Lügenpresse“ gegenüber den deutschen Medien – Im Zusammenhang mit den Protesten der Pegida-Bewegung wird häufiger der Begriff Lügenpresse verwendet. Wenn Sie an Zeitungen, Radio und Fernsehen in Deutschland denken, würden Sie persönlich dann von Lügenpresse sprechen oder nicht?

Spätestens bei dieser Fragestellung wird deutlich, dass die Formulierung der Frage ganz klar das Ergebnis beeinflusst. Natürlich will sich die Mehrheit der Befragten NICHT mit PEGIDA bzw. deren bevorzugten Kampfbegriffen identifizieren. Die Fragestellung ist auch angesichts der Vielfalt und für jedes politische Spektrum reichlich vorhandenen Auswahl von Medienangeboten hochgradig albern und alles andere als wissenschaftlich. Kein normaler Mensch würde alle Medien über einen Kamm scheren, daher verstört es schon ein wenig, dass immerhin 20 % genau das tun.
Natürlich wird das rechte Spektrum von der „Junge(n) Freiheit“ eine andere Auffassung haben als das linke. Die Nachdenkseiten werden von ihren Fans regelrecht verehrt und keiner von denen käme auf die Idee diese Seite – obwohl sie ausschließlich im Netz zu finden ist – als Lügenpresse zu bezeichnen. Selbst die schätzungsweise 150.000 Abonnenten der BILD werden ihr bevorzugtes Blatt nicht per se als Lügenpresse spezifizieren. Es gibt DIE Lügenpresse nicht und es ist langsam mal an der Zeit, dass das auch die Vertreter der Zunft zur Kenntnis nehmen.

9.) Lügen in deutschen Medien – Glauben Sie dass in deutschen Medien gelogen, also absichtlich die Unwahrheit gesagt wird? Würden Sie sagen…? Auf welche Medien trifft dies am ehesten zu?

Diese Frage zielt normalerweise nicht auf Glauben, sondern auf Wissen ab. So können heutzutage Medienlügen auf komfortable Art und Weise recherchiert, geprüft und sauber im Hinterstübchen geparkt werden. Es dürfte auch nicht nur das absichtliche Verkünden von Unwahrheiten thematisiert werden, sondern auch das bewusste Verschweigen, das Vermeiden von Richtigstellungen oder das Falschzitieren… Dann müsste noch jemand erklären wie DAS Internet lügen kann. Völlig absurde Frage angesichts der Tatsache, dass alle – oder die meisten – Angebote der zur Verfügung stehenden Antwortmöglichkeiten auch im Internet zu finden sind.

10.) Vorgaben der Politik für die Berichterstattung der Medien – Und glauben Sie, dass den deutschen Medien von Staat und Regierung vorgegeben wird, worüber sie berichten sollen?

Spätestens seit der Causa Brender ist der Durchgriff des Staates auf die Medienberichterstattung belegt. Die Präsenz staatlicher Vertreter in den Gremien der Rundfunkanstalten ist nicht ohne Grund noch immer beachtlich und es zeigen sich auch keine besonders engagierten Aktivitäten diesen Missstand zu beheben. Es existieren Medien, die sich die Treue zur transatlantischen Partnerschaft in die Unternehmensleitlinien geschrieben haben und es gibt Herausgeber und Chefredakteure mit mehr als deutlicher Nähe zu staatlicher Macht und deren Institutionen. Auch die Eigenkonditionierung der Beschäftigten, die gern Karriere machen, oder einfach nur ihren Job behalten wollen, sollte nicht vernachlässig werden. Die meisten Vertreter der Zunft muss keiner von oben steuern, damit sie Nachrichten in eine gewisse Form bringen. Die machen das freiwillig und ohne den leisesten Anflug von schlechtem Gewissen. Die sind so sozialisiert.

[Ironie on] Wenn der Chefredakteur von ARD-aktuell, Herr Gniffke, also öffentlich verlautbart, dass er nicht täglich einen Anruf „von oben“ bekäme, dann kann das auch bedeuten, dass „da oben“ vollstes Vertrauen in die Leistungen des Mitarbeiters besteht und man sich aus diesem Grund lästige Telefonate sparen kann. [Ironie off]

Um es mal mit den Worten des Ex-Kanzlers Schröder zu sagen:„Nun wollen wir doch mal die Kirche im Dorf lassen.“ Dass Medien grundlegende Funktionen für politische Systeme (auch für demokratische) erfüllen, weist hoffentlich niemand von der Hand.
Den Rest kann man googeln.

Besonders auffällig an den Ergebnissen der Umfrage ist, dass entgegen realer Erlebnisse, Gespräche und Erfahrungen, das Internet schlecht abzuschneiden scheint. Menschen, die dem Internet skeptisch gegenüber stehen und es seltener als glaubwürdig (hier 30 %) betrachten, sind erfahrungsgemäß häufig ältere Menschen. Interessant ist dagegen, dass die Umfrage herausbekommen haben will, dass das Internet ausgerechnet bei AfD-Anhängern als weniger verdächtig gilt und für sie als politische Informationsquelle einen wesentlich höheren Stellenwert besitzt, als in den Reihen anderer Parteien. Auch seien AfD-Anhänger angeblich vergleichsweise mediendistanziert und tragen den von Pegida genutzten Lügenpresse-Begriff zu mehr als Hälfte der AfD-Anhänger mit. Etwa zwei Drittel von ihnen halten die deutschen Medien insgesamt für unglaubwürdig, ebenso viele vermelden ein gesunkenes Medienvertrauen. Ähnlich groß ist die Zahl der AfD-Anhänger, die von Medienvorgaben seitens der Politik ausgehen sowie von häufigen oder durchgängigen Unwahrheiten in der medialen Berichterstattung. Dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen wird dabei besonders misstraut.

Da ich innerhalb der Studie keine Angaben zur Parteizugehörigkeit oder politischen Präferenz entdecken konnte, habe ich eine entsprechende Anfrage an infratest dimap gestellt.

Anfrage:

Sehr geehrte Damen und Herren,
bei der Betrachtung der Umfrage fiel auf, dass Sie in der Auswertung von mediendistanzierten AfD-Anhängern scheiben, obwohl in der Umfrage mit keiner Silbe die Parteizugehörigkeit der Befragten thematisiert wurde. Wie kommt das? Wählen Sie Ihre Personen auch repräsentativ zum prozentual vorhandenen Parteienspektrum in Dtl. aus? Falls dem so ist, dann wären die Meinungen anderer Partei-Anhänger zur Problematik für die Mediennutzer auch interessant. Da die AfD im Bundesschnitt lediglich bei 8-9% in den Umfragen liegt, verwundert die Fokussierung auf die AfD. Weder die verschwindend geringe Anzahl der Pegida-Demonstranten im Verhältnis zur Durchschnittsbevölkerung (Promillebereich), noch die AfD sind logisch relevant für die Medienverdrossenheit, die sich ja immerhin in deutlichen Zahlen niederschlägt.

Antwort:

Sehr geehrte Frau Müller,
vielen Dank für Ihre Rückfrage. Im Rahmen der Befragung zur Glaubwürdigkeit der Medien wurden die repräsentativ ausgewählten Wahlberechtigten zusätzlich auch nach ihren momentanen Wahlabsichten, ebenso auch nach ihrem Alter und ihrem Bildungsgrad befragt. Dies bietet in Umfragen die Möglichkeit, Analysen auch für verschiedene Teilgruppen der Bevölkerung vorzunehmen, beispielsweise um herauszufinden, in welchen Bevölkerungsteilen Antworten besonders häufig oder auch eher selten anzutreffen sind. Bei der angesprochenen Studie wurde nach entsprechenden Auffälligkeiten im Antwortverhalten gesucht. Medienskepsis wird dabei in verschiedenen Bevölkerungsgruppen sichtbar. Allerdings fällt das Skepsis-Niveau von Gruppe zu Gruppe sehr unterschiedlich aus. So zeigt sich, dass Wahlberechtigte, die sich als Nichtwähler beschreiben sowie Personen mit einer AfD-Wahlpräferenz mehrheitlich ein geringes Medienvertrauen äußern im Unterschied zu den Anhängern der im Bundestag vertretenen Parteien. Dieser Befund wurde entsprechend in unserer Text auf der Webseite herausgestellt. Er gibt Antwort auf die unseres Erachtens berechtigte Frage, in welchen Bevölkerungsgruppen Medien aktuell auf ein besonders großes Misstrauen stoßen.

Man muss über keine großartigen analytischen Fähigkeiten verfügen, um zu erkennen, was hier für Botschaften vermittelt werden: Medienkritik erfolgt ausschließlich durch rechtes Pegida/AfD/NPD-Klientel, welches durch das Skandieren des Unwortes „Lügenpresse“ zweifelsfrei zu identifizieren ist. Sie bevorzugen das Internet als Quelle der Information, daraus folgt:

Internet = Böse und Quelle allen Übels

Für viele Journalisten ist das Netz inzwischen sowas wie ein natürlicher Feind im Kampf um die Deutungshoheit. Durch die sozialen Netzwerke findet inzwischen ein breiter Austausch der Kritiker konventioneller Medien statt, in dessen Verlauf auch die breite und direkte Kritik an einzelnen Artikeln und/oder Autoren möglich geworden ist. Das nervt natürlich die Meinungsbildner vom Dienst und hat bereits zu drastischen Reaktionen in Form von Unterbindung der einst so beliebten Publikumsinklusion geführt. Es wird, unter dem Vorwand angeblich ausufernder Hasskommentare im Netz, medienübergreifend und unter Einbeziehung des Bundesjustizministers nach Zensur gerufen. Es werden Kommentarmöglichkeiten eingeschränkt, limitiert oder gänzlich eingestellt. Es wird die Möglichkeit eines fairen Austausches zwischen Publikum und Medienschaffenden, bzw. die Diskussion des Publikums untereinander gestört oder gänzlich unterbunden. Der demokratische Meinungsbildungsprozess soll nach dem Willen diverser Poitiker und Medienschaffender offenbar wie eine Einbahnstraße funktionieren. Der mündige Rezipient wird sich davon nicht beeindrucken lassen.

An Alle, die sich noch immer mit den Grundrechten anderer Menschen schwer tun: Meinungsfreiheit ist das Recht ALLER Bürger, öffentlich ihre Meinung kundzutun, solange diese kein strafrechtliches Vergehen beinhaltet. Pressefreiheit ist die Freiheit aller Bürger, die öffentliche Verbreitung dieser ihrer Meinung ohne staatliche Eingriffe betreiben zu dürfen. Pressefreiheit ist NICHT das privilegierte Vorrecht institutionalisierter Großkonzerne und Anstalten, die irrigerweise die Meinungs- und Deutungshoheit für sich beanspruchen.

Wer damit ein Problem hat, der soll seine Betriebsstätte nach Nordkorea verlegen.

Nachtrag: Anstatt die Medien nur aktuell untereinander zu vergleichen, sollte man den Trend untersuchen. Hier eine zwei Jahre alte Umfrage von Transparency International.

Mehr als die Hälfte der Deutschen hält die Medien für korrupt. Das geht aus einer aktuellen Untersuchung von Transparency International hervor. Demnach gaben 54 Prozent der Befragten an, dass Medien von Korruption betroffen seien. Schlechter schnitten nur politische Parteien (65 Prozent) und die Wirtschaft (61 Prozent) ab. Dass die Deutschen die Medien für korrupt halten, ist nichts Neues. Neu ist allerdings, dass sie die Medien für noch korrupter halten, als die öffentliche Verwaltung und das Parlament.

Weblinks:
http://www1.wdr.de/themen/aktuell/umfrage-glaubwuerdigkeit-der-medien-100.html

Lügenpresse und Meinungsmacher: Was für eine Koalition!


http://blog.karlshochschule.de/2015/10/28/luegenpresse-medien-vertrauenskrise/
http://www.deutschlandfunk.de/luegenpresse-vorwurf-statistiker-zweifelt-aussagekraft-von.761.de.html?dram:article_id=335552