Fakes zum AfD-Parteitag

Beitragsbild: Screenshot ARD

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Innerhalb der Berichterstattung von ard-aktuell – hier Tagesthemen vom 22.04.2017 um 23:42 Uhr – wurde dem Zuschauer vermittelt, die Delegierten des Parteitages hätten sich konkret und ausschließlich gegen Frauke Petrys „Zukunftsantrag“ positioniert.

Die Delegierten hatten darüber abgestimmt, alle Sachanträge, die nichts mit Hauptanliegen des Parteitags zu tun hatten, von der Tagesordnung zu nehmen. Selbst die ursprüngliche Tagesordnung wurde aus Zeitgründen und zu Gunsten des Ziels reduziert, sich umfassend mit dem Programm für den Bundestags-Wahlkampf befassen zu können. Auch Parteivorsitzende unterliegen dem Reglement des höchsten Partei-Gremiums, wenn es um Abstimmungen geht und somit wurde auch Petrys Änderungsantrag, wie alle anderen wichtigen Anträge zur Änderung der Tagesordnung, pauschal abgelehnt.

Neben der unzulänglichen und unrichtigen Darstellung des Abstimmungsverhaltens der Delegierten darf auch die Fokussierung der Berichterstattung auf den boulevardesken Teil der Veranstaltung bemängelt werden, der sich um „Verletzungen“ und die vermeintlichen Reaktionen der „Verletzten“ bezieht.

So drückte Petry in ihrer Rede ihr Bedauern darüber aus, Gaulands Namen im Antrag ohne vorherige Absprache mit ihm erwähnt zu haben. Sie versicherte, dass sie niemand habe verletzen wollen und kündigte den Delegierten an, gemeinsam mit Gauland und einem Redaktionsteam den Text konsensfähig formulieren zu wollen.

Nach Ansicht der ARD-OFF-Stimme von Tamara Antoni schien „ihr (Petrys) werben nicht zu fruchten…“ und zur Untermauerung dieser steilen These wurden Videosequenzen eines sichtlich verärgert schmollenden Gauland eingeblendet.

Da allerdings eine Einigung in dieser für ard-aktuell so substantiellen Frage absehbar war, fiel die Reaktion Gaulands auf Petrys Charmeoffensive in Wahrheit wie folgt aus – nachzuschauen in der Phoenix-Dokumentation vom 22.04.2017 ab Minute 19:40.

Die von ard-aktuell an der falschen Stelle positionierte Videosequenz des verärgert schmollenden Gauland wurde hingegen u.a. bei Position 21:24 der Phoenix-Dokumentation gesichtet, als Frauke Petry das negative Erscheinungsbild der Partei nach außen beklagte und die Frage aufwarf, wie die Partei künftig den Anspruch erfüllen könne, breitere Bevölkerungsschichten – insbesondere die der bürgerlichen Bevölkerungsgruppen – zu erobern.

Wir stellen immer wieder fest, dass es ard-aktuell mühelos gelingt, selbst in kürzesten Berichten Desinformationen, vorsätzliche Verleitungen zu Fehlschlüssen, Fokussierung auf Nebensächlichkeiten, falsche Akzentuierung und Bildmanipulation (*) unterzubringen.

Siehe auch unsere Dokumentation der ARD-Griechenlandberichterstattung 2015

Für einen Nachrichtensender mit dem Ruf Deutschlands seriöseste Informationsquelle zu sein, ist dieses notorische Verhalten gerade in Zeiten der Bekämpfung von Fake-News und hauseigenen Faktenfindern eine Peinlichkeit, die es endgültig abzustellen gilt.

„Falschinformationen verbreiten sich online in Windeseile. Gezielt eingesetzt können sie zur Desinformation genutzt, Wahlabsichten manipuliert werden. Diese Sorge treibt nicht nur Politiker vor der Bundestagswahl um. Der Bundeswahlleiter Dieter Sarreither sieht eine reale Gefahr durch gefälschte Nachrichten (Fake News), mit denen Wähler manipuliert werden könnten. „Die Bürger und die Medien müssen in diesem Wahlkampf besonders sensibel auf Nachrichten reagieren. Sie müssen wissen, dass es Versuche gibt, sie zu manipulieren“, sagte Sarreither der Funke Mediengruppe. Parteien und Medien seien besonders aufgefordert, „durch noch sorgfältigere Prüfungen falsche von richtigen Informationen zu unterscheiden“.“

(*) „Die Stunde der Wahrheit schlägt im Schnitt“ Ausschreibung zum Seminar „Cut, Content + Energy: Dramaturgie durch Montage“, ARD.ZDF Medienakademie

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