Ein Globalismus aus Ideen – Über den „Zukunftspakt“ der UN

Ein Globalismus aus Ideen – Über den „Zukunftspakt“ der UN

Der Zukunftsgipfel der Vereinten Nationen ist vorbei. Die „Größen und die Guten“ der globalen Führung haben sich für vier Tage in New York versammelt. Ihre Webseite nennt es: Eine Gelegenheit, die in einer Generation nur einmal kommt, um das multilaterale System neu zu denken und die Menschheit auf einen neuen Kurs zu lenken.“ … was sich einfach nett anhört und gar nicht gruselig und überheblich.

Beitrag von Kit Knightly übersetzt von FritztheCat

Das viertägige Ereignis wurde in zwei „Aktionstage“ und zwei Tage „der Gipfel“ aufgetrennt.

Beides sind nur verschiedene Namen für „Leute, die in Anzügen an großen Tische sitzen und bürokratischen Slang benutzen und dabei ernste Gesichter mächtiger wichtiger Personen machen.“

Das Resultat des Ganzen ist die Verabschiedung eines Dokumentes, das sie einen „Pakt für die Zukunft“ nennen – 81 Seiten mit aufgeblasenem Geschwätz mit bedeutungsloser politischer Sprache, so dass es nahezu unlesbar ist (James Corbett nennt es „Globalesisch“).

Hier ein zufällig ausgewählter Absatz:

Ausbau der Zusammenarbeit mit Interessenvertretern, einschließlich der Zivilgesellschaft, der Hochschulen, der wissenschaftlichen und technologischen Gemeinschaft und des Privatsektors, und Förderung generationenübergreifender Partnerschaften durch die Förderung eines gesamtgesellschaftlichen Ansatzes, um bewährte Verfahren auszutauschen und innovative, langfristige und zukunftsweisende Ideen zu entwickeln, um die Bedürfnisse und Interessen künftiger Generationen zu schützen.“

…und alles liest sich so. Ich habe das Ganze gelesen. 81 Seiten. Gern geschehen.

Was den wahren Inhalt angeht: es gibt hier keine neuen Ideen. Wir kennen diese Einkaufsliste der Globalisten zu angeblichen „Fragen“ bereits.

Klimawandel, Konflikte, Nahrungsunsicherheit, Armut, Desinformation, Hassrede. Die üblichen „Probleme“, die zusammen etwas formen, was das Dokument „komplexe globale Schocks“ nennt.

Diese „Schocks“ – so sagt uns das Dokument – kann man mit einer Reihe von „Lösungen“ angehen, die wiederum keine Überraschung sind:

Die Achtung des Internationalen Rechts“

ausgeweitete Zusammenarbeit“

Eine stärkere Rolle der UN“ und das Post-Covid Modewort ihrer Wahl

Interoperabilität“

Alles davon kann man breit als unsere alten Freund „Globale Regierung“ definieren.

Wie zu erwarten wird viel über Geld und Finanzen geredet (massive Transfers öffentlicher Gelder in private Hände – so gewinnt man schließlich die Konzerne und Hedge Fonds für seine autoritären Anliegen) So verspricht Action 9(28)(f)…

„… ein neues kollektiv quantifiziertes Ziel mit einer Untergrenze von 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr, das die Bedürfnisse und Prioritäten der Entwicklungsländer [zur Bekämpfung des Klimawandels] berücksichtigt;“

100 Milliarden pro Jahr. Damit kann man jede Menge Wissenschaft ™ kaufen.

Die krasseste autoritäre Sprache ist für die Kontrolle des Internets vorbehalten (das ist meistens so), und die Ziele 3 & 4 des „Global Digital Compact Annex“ sind zwei Absätze, die wenig oder gar keine Übersetzung benötigen. Darin heißt es:

Förderung eines inklusiven, offenen, sicheren und geschützten digitalen Raums, der die Menschenrechte achtet, schützt und fördert [und] Förderung verantwortungsvoller, gerechter und interoperabler Konzepte für die Datenverwaltung.“

Der Anhang unterstreicht die Bedeutung der „Integrität der Information“:

33. Der Zugang zu relevanten, zuverlässigen und genauen Informationen und Kenntnissen ist eine wesentliche Voraussetzung für einen integrativen, offenen, sicheren und geschützten digitalen Raum. [Technologie kann die Manipulation und Beeinflussung von Informationen in einer Weise erleichtern, die Gesellschaften und Einzelpersonen schadet und sich negativ auf die Wahrnehmung der Menschenrechte und Grundfreiheiten sowie auf die Verwirklichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung auswirkt.

Wir werden zusammenarbeiten, um Informationsintegrität, Toleranz und Respekt im digitalen Raum zu fördern und die Integrität demokratischer Prozesse zu schützen. Wir werden die internationale Zusammenarbeit verstärken, um die Herausforderung von Fehlinformationen, Desinformationen und Hassreden zu bewältigen.“

Und digitale Technologiefirmen werden beauftragt, private Informationen an Forscher der Regierung auszuhändigen, damit diese „Missinformation angehen“ können:

Wir fordern digitale Technologieunternehmen und Social-Media-Plattformen dringend auf, die Transparenz und Rechenschaftspflicht ihrer Systeme zu verbessern [und] Forschern Zugang zu Daten zu gewähren […], um eine Evidenzbasis für den Umgang mit Fehlinformationen, Desinformationen und Hassreden zu schaffen, die der Regierung und der Industrie als Grundlage für Strategien, Standards und bewährte Verfahren dienen kann…“

Das bedeutet Zensur und Überwachung. Falls das noch nicht klar war.

Ach ja, und das hier?

Wir verpflichten uns, bis 2030: Lehrpläne für digitale Medien- und Informationskompetenz zu entwickeln und einzuführen, um sicherzustellen, dass alle Nutzer über die Fähigkeiten und das Wissen verfügen, um sicher und kritisch mit Inhalten und Informationsanbietern zu interagieren, und um die Widerstandsfähigkeit gegen die schädlichen Auswirkungen von Fehlinformationen und Desinformationen zu verbessern.“

Das bedeutet Gehirnwäsche.

Überaus vorhersehbar und sehr unangenehm, aber wie gesagt, nichts davon ist neu. Neue Ideen sind nicht das Thema bei Gipfeln und Abkommen, ihre Rolle ist es, alte Ideen zu bestärken. Die fest eingebauten Thesen, mit denen die politische Klasse operiert. Um einen Konsens zu formen.

Und das war nur der Zukunftspakt – das Abkommen wurde ohne Wahl verabschiedet. Warum wurde es ohne ein Votum verabschiedet? Weil die UN Resolution A/RES/76/307 schon vorher übereinstimmte…

.. dass der Gipfel ein prägnantes, handlungsorientiertes Ergebnisdokument mit dem Titel „Ein Pakt für die Zukunft“ annehmen wird, das im Vorfeld im Konsens durch zwischenstaatliche Verhandlungen vereinbart wurde.“

Was die Einsprüche Russlands in letzter Minute – unterstützt von Sudan, Syrien, Iran, Belarus und Nicaragua – völlig sinnlos machte, wenn nicht gar völlig performativ.

Trotzdem sollte man sich das anschauen.

In seiner Stellungnahme an die UN am 22. September behauptete Russlands stellvertretender Außenminister Sergei Vershinin:

Diejenigen, die die Arbeit an dem Entwurf koordiniert haben, haben von Anfang an nur das in den Entwurf aufgenommen, was ihnen vor allem von den westlichen Ländern diktiert worden ist. Die strittigen Punkte häuften sich und wurden nie gelöst. Keiner unserer Bitten, sich an den Verhandlungstisch zu setzen und darüber zu diskutieren, wurde entsprochen. Das ist nicht das, was man als Multilateralismus bezeichnet, von dem viele gerne reden.“

In seinem bekannt eloquenten Stil merkte Sergei Lawrow an:

Die Zukunft unserer Völker lässt sich nicht im Reagenzglas unter Beteiligung des UN-Sekretariats und westlicher Lobbyisten erfinden. Es ist wichtig, eine Entscheidung in dieser Angelegenheit unter den Bedingungen von Verhandlungen zu treffen und einen Interessenausgleich zu erreichen.“

Jede Art von Dissens in der Frage des Multilateralismus – insbesondere in Bezug auf den Klimawandel und die sozialen Medien – stellt einen untypischen Bruch im Trend der totalen globalen Harmonie in diesen Fragen dar. Stellt dies eine echte Spaltung in der globalen Unterstützung für den „großen Reset“ dar?

Nun, es ist möglich, und wir können es alle hoffen, aber wir sollten es nicht überbewerten. Wir wissen, dass Russland praktisch jeden Aspekt des „Great Reset“ unterstützt – die Idee des anthropogenen Klimawandels, die Agenda 2030, Zensur, CBDCs, digitale Identität und… nun, alles, was man als globalistische Agenda bezeichnen kann.

Ihre Einwände hier scheinen daran nichts zu ändern. Sie scheinen sich nicht gegen eine dieser spezifischen Politiken zu wenden. Sie werfen eher Fragen der Konsultation und der nationalen Souveränität, des Verfahrens und des Einflusses auf, als dass sie die Gründungsmythen des Paktes ablehnen. Das besitzt natürlich Gültigkeit. Man sollte das nicht kleinreden. Aber bedeutet es die Zurückweisung der globalistischen Werte?

Sagt dieses Russland Nein zum Great Reset, oder sagt es, es will den GR zu seinen eigenen Bedingungen einführen?

Würde letzteres irgendeine Art von Sieg oder Nutzen für die einfachen russischen Menschen darstellen?

Geht es hier um eine prinzipielle Frage? Oder handelt es sich um ein Gerangel um die Position in der multipolaren Weltordnung? In diesem Zusammenhang wäre Chinas Schweigen doch bemerkenswert, oder? Oder sollte man diese Einwände zynischerweise mit derselben Skepsis betrachten wie die extravaganten Versprechungen von Oppositionsführern, die wissen, dass sie nie an die Macht kommen werden und daher nie zu ihren eigenen Worten stehen müssen?

Schließlich wissen die Russen, dass ihre Einwände in der Praxis nicht viel Gewicht haben, da sie das Abkommen bereits im Vorfeld unterschrieben haben, so dass alle Einwände zu diesem Zeitpunkt nur noch symbolisch sind. Bestenfalls muss man dies als einen Akt verrückter Naivität Russlands betrachten. Ein weiterer selbstzerstörerischer Akt in einer jüngeren Geschichte von selbstzerstörerischen Akten.

Ein Hinweis für Russland ist, dass es vielleicht nicht die klügste Idee ist, ein Dokument zu unterstützen, das noch gar nicht geschrieben wurde, egal, was darin steht. Aber wie auch immer man diese Einwände in letzter Minute werten mag, sie sind Staub im Wind, denn der Pakt ist nun offiziell. Alle Länder der Welt (ja, auch die, die Einwände erhoben haben) sind sich nun offiziell einig, dass Hassreden und Fehlinformationen das Problem sind. Alle Länder der Welt (auch diejenigen, die Einwände erhoben haben) befürworten ein Ende der Privatsphäre und eine verstärkte Zensur als Lösung. Alle Länder der Welt (alle) stimmen zu, mindestens 100 Milliarden Dollar pro Jahr für die Verfolgung der „nachhaltigen Entwicklungsziele“ in den Entwicklungsländern auszugeben. Und selbst diejenigen, die sich dagegen aussprachen, waren nicht uneins über diese Politik. Sie haben diese Politik sogar mehrfach gebilligt.

Nur um das klarzustellen.

Es gibt keine einzige Stimme im Raum, die für die Realität eintritt.

Wir haben vielleicht noch keine formale Weltregierung, aber wir haben bereits einen Globalismus der Ideen, auch wenn es Uneinigkeit über die Umsetzung gibt.

Das ist die Art und Weise, wie die Weltregierung geformt wird und wie sie schließlich geboren werden wird – durch einen schleichenden Konsens von fiktiven Problemen und unnötigen und oft irrsinnigen „Lösungen“, die von jeder Nation der Welt stillschweigend gebilligt werden.

 

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